Nach einer sieben Stunden dauernden Zugfahrt hätten wir fast verpasst auszusteigen, nur im letzten Augenblick hat Thomas auf Google Maps per Ortung registriert, dass wir schon da waren. Von Hosapete, der nächst größeren Stadt in der Nähe des historisch bedeutenden Hampi, sind wir dann noch einmal 10 km mit dem lokalen Bus bis zu unserem tatsächlichen Ziel gefahren.
Durch grüne Bananenhaine ging es in eine pittoreske Umgebung mit riesengroßen Granitfelsen, die wie von Riesen nach einem Murmelspiel zurückgelassen wirkten. Dazwischen tauchten mehr und mehr Tempelruinen auf. Die Abendsonne machte das Ganze noch einmal durch eine tolle Beleuchtung grandioser.
Der Kontrast dazu war dann unser Ziel „Hampi Bazar“, der so gar nichts von einem richtigen Basar hatte, sondern eher von eine Bretterbudenstadt auf einem großen Parkplatz.
Unsere Enttäuschung über den eigentlichen Ort war daher erst einmal recht groß. Hampi hat den Status UNESCO Weltkulturerbe aber der gesamte Ort ist einfach nur heruntergekommen und dreckig. Selbst unsere Unterkunftsempfehlung aus dem Lonely Planet, den wir uns vor einigen Tagen extra heruntergeladen hatten, entsprach in keiner Art und Weise den dortigen Beschreibungen. Seit Jahren hatte wohl keiner der Lonely Planet Autoren einen Fuß in das „Sunny Guesthouse“ gesetzt. Dafür war der Preis mit 600 IRU = 7,50 EUR pro Nacht auch unschlagbar… gutes Zeltplatzniveau! Immerhin – Dusche (wenn auch kalt) und zwei (!) Betten – mehr als auf unserer kleinen Farm.
Jedoch der Tipp, die lokale Touristeninformation in einer der Tempelanlagen aufzusuchen und dort einen Reiseführer zu buchen, war genau richtig. Auf unserer ersten Erkundungstour durch die Ruinen- und Gebirgslandschaft waren wir uns sicher, dieser Guide ist genau richtig. Fach- und sachkundig hat er uns über die indische Götterwelt am Beispiel der vielen Tempelruinen von Hampi aufgeklärt. Nun wissen wir, dass jeder Gottheit eine Frau und darüber hinaus noch ein Tier als Transportmittel zugeordnet wird sowie Symbole, an denen man diese dann auch alle erkennt. Damit wir unser Wissen nicht gleich wieder vergessen, bekamen wir es sogar mit einer kleinen Notiz aufgeschrieben. Nun üben wir täglich die Namen. Es wird jedoch noch ein wenig dauern, bis wir das alles verinnerlicht haben. Aber wir haben ja Zeit und sicherlich müssen wir irgendwann mal wieder WARTEN.
Die gesamte Anlage von ca. 40 Quadratkilometern kann man frei besichtigen, keine Zäune, kein Eintritt…nix. Bis 2011 waren auf und in den Ruinen noch Wohnhäuser sowie kleine Läden, die sich mit den Jahren zu einer Ortschaft „Hampi Bazar“ ausgebreitet hatten. Diese wurde jedoch dann auf staatliche Anordnung hin abgerissen und die Menschen umgesiedelt. Die Diskussionen darüber sind vielfältig und zwiespältig. Pro und Kontra gibt es auf beiden Seiten.
Unsere guided Tour sollte eigentlich zu Fuß in drei Stunden durch einen Teil der Ruinenkomplexe und in den Haupttempel führen. In der einmaligen Landschaft brachten jedoch die Ruinen, Felsen und Tempel hinter jeder Ecke ein neues tolles Fotomotiv hervor. Die Mischung von Tempelruinen und Granitmurmellanschaft ist einmalig und unbeschreiblich. Obwohl wir natürlich wissen, dass man Tempel vor Landschaft zu Hause keinem zeigen kann, weil nichts den Gesamteindruck so wiedergibt, wie das gesamte Erlebnis (sei es z.B. die Tempelglocke im Hintergrund oder der Geruch der Räucherstäbchen, dazu die sengende Hitze, das kühlende Wasser der Pumpe am Tempel) haben wir über 50 Fotos gemacht und dann verzweifelt aufgegeben und nur noch die Umgebung genossen.
Letztendlich haben wir viel länger als die veranschlagten 3h gebraucht und müssen trotzdem nochmal weitermachen. Schließlich haben wir ja noch zwei Tage hier vor Ort.