Nachdem Sonni und ich ja nun ein Geschichtswochenende hatten, kann der Blog natürlich nicht ohne ein wenig Hintergrund auskommen. Für mich ist vieles immer wieder neu auch wenn wir nun schon ein paarmal hier waren und ich mich ja schon ein wenig mit der lokalen Geschichte auskenne.
Wichtig zum Verständnis ist sicherlich zu wissen, dass große Teile Indiens vom 12. bis zum 19. Jahrhundert durch islamische Eroberer regiert wurde, ab dem 16. Jahrhundert durch das vielleicht schon bekannte Mogulreich, dass z.B. das Taj Mahal mit hervorbrachte. Es gab im indischen Mittelalter darüber hinaus haufenweise kleinere Fürstentümer und kleinere Königreiche, die kamen und gingen. Meistens haben sie sich untereinander abgeschlachtet, oft jedoch auch gegen den Islam. Das Verständnis in der Bevölkerung, die zu 80% hinduistisch ist, ist auch sehr stark von dieser geschichtlichen Auseinandersetzung geprägt. Shivaji, der Nationalheld aus Maharashtra, nachdem z.B. der Flughafen in Mumbai benannt ist, hat im 17.Jahrhundert große Erfolge im Kampf gegen das schon untergehende islamische Reich erzielt. An seinem Geburtstag gibt es Volksfeste, die meisten fühlen sich tatsächlich immer noch nicht nur von den Briten 1947 sondern auch von den islamischen Fremdherrschern befreit.
Auch in der heutigen Zeit gibt es immer wieder religiös geprägte Pogrome, die letzten mir bekannten größeren in 2002 mit ca. 1000 Toten. Auch die Rivalität mit Pakistan lässt sich ohne diesen Hintergrund nicht verstehen.
Aber auch die Zeit vor den muslimischen Herrschern verlief keinesfalls friedlich. Königreiche wuchsen und gingen und hinterließen überall irgendwelche Hauptstädte, die teilweise wie das heute besichtigte Daulatabad inzwischen zu kleinen Nestern mutiert sind, in dessen Gassen gestern unser eigentlich nicht sonderlich großes Auto beinahe stecken geblieben ist.
Verbindender Teil über einen langen Zeitraum war wie auch in Europa die Religion, hierbei jedoch insbesondere Buddhismus und Hinduismus, wie heute auch in den alten Höhlen gesehen.
Inzwischen ist der Buddhismus fast vollständig verschwunden. Nur noch 1 Prozent bekennen sich dazu, insbesondere hierbei viele Dalit, ehemalig “Unberührbare”, die mit dem Wechsel der Religion aus dem Kastensystem der Hindus in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts ausgebrochen sind.
Um den Beginn unserer neuzeitlichen Zeitrechnung herum war der Buddhismus mindestens gleichberechtigt und schuf mit den Höhlenbauten von Ajanta und Ellora unheimlich beeindruckende Bauten, die wir uns in den letzten Tagen angesehen haben – von denen Sonni aber grad parallel schreibt.