Unser Flug von Pokhara nach Jomsom sollte heute 6:00 Uhr starten und nur 18 Minuten dauern. Aufgrund der ständig wechselnden Wetterverhältnisse müssen alle Touristen immer extrem zeitig an den Start. Wir waren sogar die ersten an einem noch dunklen geschlossenen Flughafengebäude. Doch für uns ging es genau aus diesen Gründen (Wolken und Regen) dann erst 8:00 Uhr mit einem erneut winzigen Flugzeug los. Der Flughafen von Jomsom ist schon ziemlich anspruchsvoll für die Piloten. Man fliegt in ein langes Tal hinein und landet direkt zwischen hohen Bergen, die sich links und rechts vom Flugplatz erheben. Unser Bedarf an Abenteuer war nach der Landung erst einmal gedeckt.

Heute haben auch wir “Annapurna-Luft” geschnuppert. Der bekannte 10 bis 12-Tage-Trail endet in Jomsom und alle Trekker müssen auch durch Kagbeni, d.h. sie passieren beide Orte während des Abstieges. Wir sind bei strahlendem Sonnenschein ca. 10,5 km von Jomsom nach Kagbeni gelaufen, also in entgegengesetzter Richtung zum Trail. ALLEIN! Kein einziger Tourist weit und breit, herrlich!

Die Landschaft ist hier ganz anders als auf dem “Manaslu-Trail”: karg, steinig und sandig. Wir laufen an einem breiten Flussbett entlang. Der Weg, fast eine unbefestigte Strasse, ist breit und vom Aufstieg gut zu bewältigen.

An einer Stelle ist das grau-schlammige Flussbett so wasserreich, dass es für mich keine Chance zur Überquerung gibt. Ich werde, wie die Einheimischen (diese sogar mit Motorrad) auch, mit einem riesigen Traktor durch die Wassermassen gefahren. Thomas ist mutig und überwindet die Strömung doch noch an einer günstigen Stelle zu Fuß.

Nach 3,5 Stunden kommen wir in Kagbeni in der “Redhouse Lodge” an. Diese wurde 1870 erbaut und im Inneren findet man noch historische Wandgemälde, Gebetsmühlen, einen antiken Tempelraum mit Buddha-Statue, Wandteppiche und alte Einrichtungsgegenstände. Vom grossen Speisesaal blickt man direkt auf die alten Lehmruinen eines Palastes. Wir wohnen also die nächsten 4 Tage (übrigens auch allein, da Nachsaison) im Museum. Was für ein erhebendes Gefühl. Während ich dies schreibe, klingt im Hintergrund die Buddha Puja in dem dicht an unserem Zimmer gelegenen Gebetsraum aus, die uns den ganzen Nachmittag mit lärmenden Trommeln, Gesängen und Zimbeln begleitet hat. Die erste Stunde konnten wir noch locker als exotische Erfahrung verbuchen – die restlichen Stunden wurden eine echte Herausforderung.

Fünf Tage sind wir unterdessen in Pokhara zum Entspannen. Wir haben ein wenig gelesen, den Blog weiter geschrieben und ich kam in den Genuss wirklich professioneller Massagen. Es waren allerdings Thai-Massagen und diese daher weniger entspannend. Abends haben wir sehr lecker gegessen und Thomas war sogar paragliden. Einen Tag sind wir mit Motorrad in die Berge gefahren und heute dann noch etwas aktiver mit Mountainbikes unterwegs. Somit haben wir alles gemacht, was man hier im Ort ohne Reiseagentur weitestgehend selbständig unternehmen kann.

Auch beim Radfahren sollte man nicht leichtsinnig den Gedanken an eine heimatliche Radtour assoziieren. Nach wenigen Zweiradumdrehungen wird auch hier klar, das wird anstrengend und schweisstreibend. Der Weg ist, wie sollte es auch anders sein: steinig, schlammig, hügelig und hat unendlich viele tiefe Schlaglöcher. Teilweise muss man Flussläufe kreuzen und nutzt dafür lieber die kleinen manchmal provisorisch wirkenden Brücken. Allerdings bringt das Durchradeln auch eine kleine Abkühlung und ist bei den Aussentemperaturen von weiterhin 25-30°C sehr angenehm und erfrischend.

Wir müssen beide unweigerlich an unseren Freund Jens denken, der Downhill- und Langstreckenerfahrungen hat. Für ihn wäre das alles gar kein Problem. Uns kribbeln alsbald die Handflächen, der Hintern schmerzt vom schmalen Hartsattel, die Handgelenke werden gestaucht beim Steine-Ausweichmanöver und die Waden bzw. die Knie brennen von den Abfederungsversuchen…aber wir halten tapfer 20 km durch.

Dafür ist das Tal wieder wunderschön. Satte grüne Reisfelder, klare Bäche und am Wegesrand immer mal wieder kleine Dörfer. Nach wenigen Kilometern lässt man alle Touristen Spots hinter sich und ist mit sich, der Natur und den Einheimischen allein.

Nun sitzen wir wieder in einer Bar mit Bergblick, trinken Ice-Tea und Cappuccino und freuen uns über den schönen und vor allem aktiv verbrachten Tag.
Morgen geht es weiter in die Berge, noch einmal auf 2700 und 3800 Meter Höhe nach Jomsom und Kagbeni. Wir wollen “Abschied nehmen” von den Bergen. Alle Flüge, auch unsere Rückflüge nach Kathmandu und Berlin sind gebucht und bestätigt. Es sollte also nix mehr schief gehen.

Jeep- Safari

Seit drei Tagen planen wir unsere letze Woche hier in Nepal und damit die letze Woche unserer Sabbatzeit. Ja, es ist leider so weit. Die Zeit scheint nun noch schneller zu verfliegen und die Tage rasen nur so dahin.
Um noch einmal einen Live-Eindruck von den gigantischen 6000 und 7000-ern zu bekommen, wollen wir eine Jeepsafari machen. Offroad in die Berge nach Jomsom und auf einer Hochebene “gemütlich” laufen. Keine Ahnung, ob das tatsächlich geht aber das ist der Plan und an dem halten wir bisher fest. Allerdings wurde uns dieser Vorschlag bereits von diversen Reiseagenturen unterbreitet aber kann man ihnen trauen? Wir wollen uns zur Sicherheit noch eine Trekkingkarte besorgen, um selbst einen Blick auf die Höhenmeter bzw. die Auf- und Abstiege zu werfen.

Da man viele Trekkinggebiete, die Schutzgebiete sind, ohne Genehmigung und ohne eine TIMS-Karte (Touristeninformationsmanagementsystem-Karte) nicht betreten darf, müssen wir diese erst besorgen. Derzeit befinden wir uns im Annapurna-Schutzgebiet. Dafür haben wir noch von unserer abgebrochenen Manaslu-Trekkingtour eine “Rest-Genehmigung”. Na das ist doch schon mal was! Jomsom liegt aber an der Grenze zwischen der Annapurna und der “unteren Mustang-Region”. Also brauchen wir vielleicht eine zweite Genehmigung? Gott sei Dank brauchen wir keine, lediglich für die “obere Mustang-Region wäre sie wieder verpflichtend. Zeit und Geld gespart! TIMS-Karten gibt es an jeder Ecke in Pokhara zu kaufen, sollte also kein Problem sein.
Allerdings gibt es unterdessen ein anderes Problem. Unsere ins Auge gefasste Idee einer Jeepsafari brauchen wir nicht weiter zu verfolgen. Es hat auf der Hauptstrasse in die Berge etliche Steinschläge und Erdrutsche gegeben und voraussichtlich wird die Zufahrt erst wieder in 10 Tagen freigegeben. Unser Plan löst sich also in Luft auf und wir benötigen eine neue Idee für unsere letzte Woche.

Wir mieten erst einmal ein Motorrad und machen eine Tagestour, danach sehen wir weiter. Thomas hat erst gestern seinen ersten Paraglidingflug seit einem Jahr aus 1400 Metern mit “sicherer” Landung (im See) gut überstanden. Sein Pass trocknet noch, daher nur nix überstürzen!

Lumbini, Geburtsort Buddhas

Am 14.8. fliegen wir 8:30 Uhr nach Lumbini und wollen uns dort den Geburtsort Buddhas ansehen. Wir landen auf einem echten Wald- und Wiesenflughafen mitten im Nirgendwo.

Um uns herum nur Reisfelder durchkreuzt von Buckelpisten und ein paar kleinen Betonfragmenten zwischen Lehmhütten. Mit dem Auto geht es vom Flughafen an den eigentlichen Pilgerort. Der Weg dahin ist dann auch genau wie erwartet: buckelig und rumpelig und das Hotel passend dazu auch shabby-chic mit mehr shabby als chic. Es wird überall an neuen kleinen Hotels gebaut, die alle irgend etwas mit Buddha im Namen haben und schon beim Bauen nicht den Eindruck erwecken, als würde irgendwann einmal etwas Schönes aus ihnen entstehen. Die ganze Gegend befindet sich in einem chaotischen und nicht sehr einladenden Zustand. Zum Glück sind wir nur eine Nacht hier.
Der Park ist dafür in einem vergleichsweise guten Zustand.
Wir sehen uns als erstes den “Marker Stone” an – den Platz, an dem Buddha vor mehr als 2600 Jahren geboren sein soll. Schon seit über 2300 Jahren wird dieser Platz verehrt. Allerdings geriet er in Vergessenheit und wurde erst vor 100 Jahren von einem Deutschen wiederentdeckt.
Die unmittelbar neben dem Marker-Stone errichtete ziemlich einfache und schlichte Ashok-Säule wurde vom gleichnamigen König schon kurze Zeit nach Buddhas Tod ihm zu Ehren aufgestellt. Der Gemeinde Lumbini erlässt der Regent zeitgleich einen Großteil der Steuern, da sie der Geburtsort des Religionsstifters ist. Um den “Marker Stone” herum wurden schon seit ca. 2300 Jahren Stupas und kleine Tempelanlagen gebaut, die jedoch inzwischen komplett verfallen sind. Über die wenigen noch bestehenden freigelegten Grundmauern hat man irgendwann einen Schutz gebaut.
Die eigentliche Besonderheit des Parks sind jedoch die verschiedenen Klöster und Tempel, die von gläubigen Buddhisten weltweit gestiftet wurden und immer einem Land zugeordnet sind. Sie sind in mehreren Gruppen über das Gelände verteilt und geben einen sehr schönen Eindruck der unterschiedlichen Architekturauffassungen einzelner Länder für buddhistische Tempel oder Stupas.
Da Sonni’s Knie nach ein paar Schritten nicht mehr mitmacht, mussten wir uns wohl oder übel eine Rikscha nehmen (1000 NPR für 4 Stunden), um den ganzen Park zu erkunden. Dabei wollten wir uns endlich mal wieder bewegen, obwohl laufen eigentlich bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit auch nicht empfehlenswert ist. Man kann daher ganz einfach an allen Eingängen des Parks Fahrräder ausleihen.

Außerhalb dieses Komplexes befindet sich jedoch nichts – überhaupt nichts – abgesehen von den abgeranzten Hotels, die sich langsam wie in einem Pilzbefall um den Park herum ausbreiten. Viele sehen schon alt aus obwohl an ihnen ersichtlich noch gebaut wird. Die Betonpfeiler für die oberen Stockwerke ragen in den Himmel, am Ende fasern sie in die Stabilisierungsdrähte aus. Das ganze Gelände wirkt daher eher wie in einem apokalyptischen Film als an einem touristischen Ort. Wir waren letztendlich froh, nach einem Tag wieder weg zu sein. Ein Tag reicht auch wirklich, um sich alles anzusehen, wenn man nicht alles zu Fuß macht oder noch das Museum mitnimmt.

Pokhara, Entspannung am Bergsee

Pokhara ist Ausgangspunkt für viele Trekkingtouren, die hier und auch in Kathmandu in allen Agenturen angeboten werden. Für uns hat sich diese Aktivität leider erledigt, daher haben wir uns ein Hotelzimmer mit traumhaftem Blick auf die Berge und auf den Phewa-See gemietet.
Aus Lumbini, der Geburtsstadt Buddhas, sind wir auf einem kleinen entlegenen Flughafen mit einer winzigen Maschine abgeflogen. Aufgrund meines immer noch bandagierten Knies durfte ich ganz hinten sitzen. Von dort konnte man direkt ins Cockpit schauen und hatte das Gefühl, den Start bzw. die Landung beinahe selbst auszuführen.

Bei strahlendem Sonnenschein (eigentlich ist Regenzeit) und 30°C haben wir einen Bummel durch den Ort gemacht. Thomas ist auf der Suche nach einer Flugschule. Er möchte gern paragliden, während ich auf der Suche nach dem besten Spa bin. Noch waren wir beiden nicht erfolgreich, doch immerhin haben wir Käsekuchen und einen Latte Macchiato geniessen können. Ausserdem gabs phantastische Natur gratis dazu.