Diese beiden Städte bilden heute mit Kathmandu die Hauptstadt von Nepal. Früher waren sie mal separate Hauptstädte des “Kathmandu Valley”. Daher sind sie sehr geschichtsträchtig und wurden in das UNESCO- Weltkulturerbe aufgenommen. Beide Orte sind voll mit Palästen sowie Stupas und Pagoden, die als Hindu- oder Buddhatempel genutzt wurden und teilweise heute noch in Betrieb sind.
Läuft man durch die engen Gassen, fühlt man sich wie ein Komparse in einem Historienfilm. Alles ringsherum ist eine einzige Kulisse. Die Einheimischen leben in den historischen Gebäuden, versammeln sich auf den von Säulen eingefassten Plätzen und verkaufen immer noch ihre Waren aus altertümlichen Läden heraus. Ein Eindruck, den man nicht wirklich auf einem Foto einfangen kann.
Wir werden von einem Guide begleitet, um auch noch einige Hintergründe zum Buddhismus zu erfahren, jedoch merken wir bald, dass wir diese umfangreichen Informationen nicht behalten. Jahreszahlen und die Namen der Herrscher, Begründer und Gottheiten rauschen nur so an uns vorbei.
Wir bekommen das buddhistische “Wheel of life” (Rad des Lebens) erklärt und erfahren, dass es auch in dieser Religion einen Himmel und eine “kalte” sowie eine “heiße Hölle” gibt. Durch bestimmte Verhaltensweisen kann man sich aus letzteren befreien und im nächsten Leben in den Himmel kommen. 17 Stufen hat allerdings ein gläubiger Mensch zu erklimmen, bis er erleuchtet in das Himmelreich Buddhas aufsteigt. Buddhisten sollten auch zweimal am Tag 108- Mal das gleiche Gebet aufsagen und sich dabei am besten vor Buddha auf dem Bauch liegend verneigen. Da diese Art des Betens sehr viel Zeit und auch Platz in Anspruch nehmen würde, hat man das “Sprechen eines Gebetes” effektiviert. 108 Gebete befinden sich nämlich auch im Inneren einer jeden Gebetsmühle, die man möglichst mit der rechten Hand drehend in Gang setzt. Somit hat man mit einer Umdrehung schon 108 Gebete auf den Weg gebracht. Das nenne ich mal “praktischen Glauben”!
Lalitpur ist ausserdem berühmt für die ausgezeichneten kunsthandwerlichen Kupferarbeiten. Vergoldete Buddhastatuen in allen Größen und Formen werden dort hergestellt. Der Ort ist ein einziger Gold- und Schmuckladen.
Generell gibt es vier Arten von Buddhastatuen oder -abbildungen. Der “Buddha der Zukunft” wird auf einem Thron sitzend (nicht mit yoga-gefalteten Beinen) dargestellt. Der “Buddha der Vergangenheit” ist stets rotgesichtig und mit goldener Krone abgebildet. Für die Gegenwart gibt es zwei Buddhafiguren: den “lachenden Buddha” (das ist der dicke glatzköpfige, den wir alle aus den Asiashops und vietnamesischen Restaurants kennen) und den “Buddha mit Locken” und langen hängenden Ohren sowie grossem Ohrschmuck. Dieser hat mehr Verbreitung in Nepal. Alle Figuren können mit 8 verschiedenen Handstellungen dargestellt werden: segnend, betend, die Erde beschützend…alle habe ich mir leider nicht merken können.
Es war ein toller Tag mit vielen Informationen und einmaligen Eindrücken.
Leider sind wir ein wenig enttäuscht, dass aus der eigentlichen ganzheitlichen buddhistischen Lebensphilosophie auch nur ein “Personen- und Götterkult um Buddha und andere Nebengottheiten” entstanden ist. So war der Buddhismus von seinem Begründer Siddharta Gautama nicht formuliert worden. Zumindest hatten wir die Erklärungen am Geburtsort Buddhas in Lumbini nicht so verstanden. Ursprünglich ging es eher um die ganzheitliche Erkenntnis im Leben durch Reduzierung der Wahrnehmung aufgrund intensiver Meditation. Im heutigen Alltag der gläubigen Bevölkerung scheint es jedoch auch hier eine starke Vermischung mit hinduistischen Praktiken zu geben.