Sommergewitter

Gestern Abend hat Mutter Natur wieder einmal gezeigt, welch starke Kräfte sie besitzt.
Nach einem recht warmen Vormittag und schwül-warmen Nachmittagsstunden zogen am Abend einige Wolken auf und etwas Wind wehte. Die recht angenehmen Temperaturen ließen uns etwas aufatmen. Jedoch gegen 20:00 Uhr brach plötzlich ein heftiger Sturm aus. Eine Naturgewalt, wie ich sie bisher im städtischen Umfeld noch nicht kennengelernt habe. Die Luft war plötzlich voll stickigem Sand, der aufgewirbelt wurde. Zweige und Blätter tanzten ebenfalls in der Luft, es verschlug einem den Atem. Man konnte nur noch wenige Meter sehen. Sandkörner im Mund und in den Augen. Das Maisfutter für die Kühe und die Futterschüsseln flogen herum. Auch alles andere, was ansonsten immer draußen irgendwo herumlag oder herumstand wirbelte durcheinander: Schuhe, Fahrrad, Seife, Lappen, Besen, abgespültes Metallkochgeschirr, Plastikstühle.
Es blitzte so heftig, dass man den Eindruck hatte, der Himmel würde dadurch geteilt und aufgerissen. Donner folgte!
Von Baba kam nur noch die laute und kurze Ansage „Go inside! Lock windows and door.“ Und schon ging es richtig los! Ein Sandsturm mit heftigstem Regen. Der trommelte auf unser Blechdach, so dass man kein Wort mehr verstand. Wir verriegelten alles und lauschten angespannt, was sich da plötzlich abspielte. Auf dem Hof versuchten die Männer die Motorräder zu sichern. Auch die Gatter der Tiere mussten schnell noch geschlossen werden, da vermutlich sonst die Gefahr bestand, dass sie ausbrechen. Aber das konnten wir alles nur erahnen.
In wenigen Minuten viel der Strom aus (und kam auch bis heute Mittag nicht zurück). Es war rabenschwarze Nacht drinnen und draußen. Wir öffneten die Tür einen kurzen Spalt, um rauszuschauen, ob wir helfen können, wobei auch immer. Blitze zuckten gespenstisch und zeigten die Umrisse der Gebäude. Wir kramten drinnen hektisch unsere zwei Outdoorstirnlampen raus. Ein kleiner aber ausreichender Lichtschein erhellte nun unseren Raum. Darüber konnten wir uns jedoch nur kurz freuen, da durch den Lichtkegel alles fliegende Getier angezogen wurde. Es brach ein Flattern und Krabbeln aus und ich bekam einen Panikanflug!
Der Regen peitschte weiter heftig und die Tropfen prasselten wie Hagelkörner auf das Blechdach. Ich dachte, es bricht gleich zusammen. Durch kleine Risse und undichte Stellen sickerte allmählich der Regen. Wir versuchten alle technischen Geräte im Schrank zu sichern, die Daunenschlafsäcke zu verstauen und schoben die Matratze, auf der Thomas schläft von einer Ecke in die andere. Die Stirnlampe hatte ich in der Mitte des Raumes angehangen, so dass alle fliegenden Mitbewohner dorthin gelenkt wurden. Ausgetrickst!
Sicherheitshalber wechselte ich vom legere und luftige Heimdresscode zum kompletten Strassenoutfit, nur für den Fall, dass wir das Haus verlassen müssten oder das Dach einstürzt. Ohne Lüftung und Ventilator war es jedoch in wenigen Sekunden unerträglich warm, erst recht wenn man komplett angezogen ist. Der Schweiß lief mir in Bahnen den Rücken runter. Ich war klatschnass und saß schon wieder im Dunkeln, da die Batterie der einen Stirnlampe den Geist aufgegeben hatte. Also Strom/ Licht sparen.
Zur Vermeidung weiterer Panik und als Lichtquelle wollten wir ein Video anschauen, jedoch verstanden wir kein Wort aufgrund des heftigen Regens und brachen die Aktion daher ab.
Nach einer Stunde beruhigte sich das ganze Naturschauspiel. Es klopfte plötzlich an unserer Tür und Shria brachte unser Abendessen. Ich war perplex und hatte nicht ansatzweise damit gerechnet, noch eine warme Mahlzeit zu bekommen. Wir konnte Shria denn nur gekocht haben? O.k., offenes Feuer aber die Stelle dafür in der Küche ist im Dach ebenfalls offen damit der Rauch abziehen kann, und dort hatte es doch mit Sicherheit reingeregnet. Auch sie konnten nur eine Taschenlampe als Lichtquelle genutzt haben… und dann noch kochen? Ein Rätsel, wie das funktioniert hat.
Wir waren erleichtert und ein wenig hungrig. Auf einem Metallbett sitzend, mit etwas Licht von der zweiten Stirnlampe in der Raummitte, speisten wir wieder vorzüglich.
Mehr Abenteuer kann ich allerdings nicht gebrauchen, das ist vollkommen ausreichend!

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