Nach einer unvorstellbaren Anreise von Kathmandu über 13 Stunden im lokalen Bus bei strömendem Regen und auf matschverschlammten Wegen begann nun nach einem traditionellen Frühstück (tibetischer frittierter Brotfladen, leicht süss) unsere Treckingtour. In unseren kühnsten Träumen hatten wir uns nicht ausgemalt, was uns gleich zu Beginn erwartete: Hängebrücke aufwärts über einem Wasserfall und tiefem Abgrund. Es folgte eine Flussüberquerung, die aufgrund der Regenzeit doch erheblich mehr Strömung mit sich brachte. Danach mussten wir 45 Minuten warten, bis ein Beräumungskommando den Weg passierbar gemacht und dicke Felsbrocken mit einem Bagger den steilen Hang hinabgeschoben hatte.
Damit nicht genug! Wir gerieten auf unserem Weg in eine Bergsprengung und mussten weitere 30 Minuten warten, bis die Armee das Weitergehen erlaubte. Auch Einheimische waren mit randvollen Körben unterwegs und wollten ihre gerade gekauften Waren ins Heimatdorf bringen. Andere waren auf dem Weg, um ihre eigenen Waren im Nachbarort zu verkaufen. Somit mussten wir alle durch das frisch zusammengesprengte Gesteinsfeld wackeln, wo überall noch die Zündschnuren herumlagen und es noch vom Dynamit rauchig in den verhangenen Himmel dampfte.
Es folgte ein Geröllgebiet, von einem Weg war keine Rede mehr, was wir mit Gepäck durchklettern mussten. Ich habe meinen Rucksack allerdings an den Guide übergeben. Er schien nicht ganz ausgelastet zu sein, da er stets weit vor uns leichtfüssig über die Steine sprang. Das war zu deprimierend anzuschauen. Dem musste ich Einhalt gebieten. Aber danach war endlich “Land in Sicht”. Aufgrund der enormen körperlichen Anstrengung war es für uns sehr schwer, die Natur richtig zu geniessen. Den Blick ständig nach unten gerichtet, um auch ja keinen Fehltritt zu riskieren! Die Landschaft war jedoch von Anfang an atemberaubend mit dschungelartigen Pflanzen, tiefgrünen steilen Hängen und unzähligen tosenden Wasserfällen.
Den ersten Tag wollten wir eigentlich nach Plan ruhig angehen und nur 4 Stunden wandern. Es sollte lediglich von 700 m auf 900 m aufwärts gehen, ein Kinderspiel! Doch aufgrund der natürlichen und unvorhergesehenen Ereignisse waren es bis zur Ankunft im “Teehaus”, so bezeichnet man die kleinen und sehr einfachen Unterkünfte in den Bergdörfern, insgesamt 9 Stunden. Wir waren total erschöpft und fielen in die überraschend komfortablen Betten.