Gestern zum Sonntag haben Thomas und ich einen Spaziergang durch‘s Dorf gemacht. Wir haben eine Hose zum dortigen Schneider gebracht. Der saß in einem Holzverschlag mit einer Nähmaschine, die noch mit dem Fuß angetrieben werden musste und nähte ein neues türkis-kariertes Herrenhemd. Das sah nicht nur farbig sondern auch qualitativ gut aus. Gegenüber vom Schneidermeister bestellten wir ein Huhn zum Abendessen für die Familie (beim Abholen am Abend sollte es nicht mehr leben und bereits ausgenommen sein). Wir schlenderten einfach etwas herum und versuchten möglichst unauffällig, was natürlich nicht immer gelang, das Dorfleben zu beobachten.
Hier stellen zwei Frauen gerade diese dünnen asiatischen getrockneten Griessnudeln her, die es bei uns abgepackt in den Asiashops zu kaufen gibt. In Indien werden sie als Süssspeise mit Milch und Zucker gegessen.
Was alles auf dem Kopf und wie viel auf einem Motorrad transportiert werden kann, ist-wie in anderen asiatischen Ländern auch- gigantisch. Wir haben Schwierigkeiten eine Tasche zusätzlich mitzunehmen und hier wird der ganze Hausstand, die komplette fünfköpfige Familie oder enorme Futtermengen für das Vieh auf diesem traditionellen Weg bewegt. Auf dem Land sind ausschließlich die Männer motorisiert unterwegs. In den Grossstädten fahren dagegen auch Frauen Motorrad oder Mofa.
Ravi, der Sohn unserer Gastgeber, transportiert hier ausnahmsweise mal nur die Hälfte des gerade frisch geschnittenen Maises. Das bekommen dann die Kühe gleich am Abend.
Die Armut ist unbeschreiblich. Niemand kann sich in Europa vorstellen, dass Menschen so leben. Hütten mit Wellblechdächern sieht man abseits der Dorfhauptstrasse überall. Mit hängenden Decken oder Matten wird versucht, kleine Bereiche abzutrennen. Privatsphäre gibt es nicht. Die Großfamilien besteht mindestens aus 3 Generationen, und meist leben auch noch Schwägerin/ Schwager oder verwitwete bzw. noch nicht verheiratete Familienangehörige mit im Haus. Ebensowenig existieren richtige Toiletten, nach unseren Vorstellungen. Viele der älteren Farmer/innen gehen zu ihren täglichen großen und kleinen Geschäften nach wie vor auf ihre Felder. Somit wäre schonmal gedüngt. Fehlt halt nur noch die Bewässerung.
Das Leben spielt sich zu 90% draussen ab: auf der Straße, auf dem Schotterweg oder direkt auf der Treppe vor dem Haus. Die Männer sitzen auf einer überdachten großflächigen Terrasse direkt auf dem Marktplatz in unmittelbarer Nähe zum Tempel und schauen dem Treiben um sie herum zu.
Kinder kennen kein Spielzeug. Sie nutzen alles was herumliegt wie z. B. Plastikmüll, Teile kaputter Haushaltsgeräte oder was die Umgebung hergibt wie z. B. Steine, Samen und Stöcke. Oft jagen sie in Scharen einfach nur laut kreischend durchs Dorf.
Gekehrt wird mit Reisigbesen oder gebundenen Palmblättern, gekocht wird auf offenem Feuer mit Holzscheiten. Es gibt zwar überall in den Häusern kleine Gaskocherstellen, die jedoch nur vereinzelt beim Kochen des Essens verwendet werden. Heißes Wasser wird nur über offenem Feuer gemacht. Daher werde ich leider hier nicht das Kochen erlernen. Aber Anregungen bekomme ich allemal.