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Kathmandu 31. Juli 2018

Kathmandu hat uns positiv überrascht. Zwar ist es wirklich nur eine Durchgangsstation zu all den anderen tollen Stätten im Land – aber diese Aufgabe meistert es unserer Ansicht ganz ordentlich. Es ist natürlich super touristisch, es gibt einen ganzen Stadtteil, der sich nur dem Wohl der 2 Millionen Touristen widmet, die jedes Jahr in Nepal wandern wollen.

Die Tour Agencies stapeln sich dort in eifriger Konkurrenz und versuchen, noch unentschlossene Touristen von der Straße wegzufangen und zu allen möglichen Treks oder Elephant Rides im Dschungel zu überreden. Neben den Agencies quillt das Viertel über mit lauter Shops von Fake Produkten aller möglicher Ausstatter wir North Face oder Arcteryx. Die Preise liegen bei einem Viertel der Kosten, die gefühlte Qualität ca. bei der Hälfte.
In die dann noch übrig gebliebenen Lücken quetschen sich dann kleine Restaurants, oft mit Dachterrasse.

Wir haben uns für unsere Routenwahl 2 Tage Zeit genommen. Eigentlich wollten wir auf keinen Fall über 5000m – haben aber keine interessanten Treks gefunden, die nicht über irgendeinen bescheuerten Pass gehen. Also haben wir uns für den “Manaslu Circuit” entschieden, ein Guide kommt mit, Gepäck wollen wir selbst tragen. Wir decken uns noch mit Power Bars und Tabletten für die Höhe ein und sind bereit für das Abenteuer.

Manaslu Circuit 1. August 2018

Ab heute wandern wir für etwas mehr als zwei Wochen auf dem Manaslu Circuit. Es gibt sicher tolle Bilder und Erlebnisse, die wir allerdings alle erst danach teilen können, da zwischendurch vermutlich kein Internet sein wird. Posts gibt es also entweder gar nicht oder mit Glück mal zwischendurch.

Schlechteste Busfahrt aller Zeiten 11. August 2018

Unsere Anfahrt in die Manaslu-Region sollte laut Aussage unserer Treckingagency eigentlich nur 5 Stunden dauern mit einem lokalen Bus über Land. Durch die Regenzeit waren die Strassen jedoch in einem teilweise unbenutzbaren Zustand. Tiefe ausgewaschene Schlammlöcher, Wassermassen aus denen grosse Feldsteine herausragten, umgefallene Bäume und Bauschutt von vergangenen Strassenarbeiten versperrten die Fahrtwege oder verengten sie auf ein beklemmendes Ausmass. Dadurch kamen wir teilweise nur im Schritttempo voran und letztendlich wurden 13 Fahrtstunden draus – und wir kamen noch nicht einmal an unserem Zielort an.

Der Anfang lief noch ganz entspannt und der Bus startete in Kathmandu auch pünktlich 7:00 Uhr. Es gab sogar reservierte Sitzplätze für uns und unser Guide kümmerte sich um unser Gepäck. Alle Sitzplätzen waren nach wenigen Haltestellen in der City belegt und so hofften wir auf eine zügige Fahrt. Je mehr es jedoch in das Land hinein ging, desto mehr Menschen quetschten sich noch zusätzlich in den Bus. Selbst als kein Stehplatz mehr war klemmten sie sich noch aussen an den Bus. Fremde Kinder wurden sitzenden Passagieren einfach auf den Schoss gesetzt. Die Luft wurde nach kurzer Zeit stickig, da die Fenster entweder nicht mehr aufgingen oder durch den starken Regen geschlossen gehalten wurden. Es roch nach Knoblauch, altem Schweiss und Alkohol. Zum Erbrechen!

In regelmässigen Abständen sprangen einige Männer, die an den Aussenseiten des Busses hingen ab, um dem Fahrer Anweisungen zu geben, welchen Zentimeter des Weges er noch nutzen konnte. Teilweise quälte sich der Bus steilste Abschnitte auf Seitenwegen durch den Morast nach oben, er blieb stecken, fuhr zurück, die Räder drehten durch. Links neben unserem Fenster (es ging noch auf) war bald nur noch ein steiler Abgrund zu sehen, an dem wir in morastigen Rinnen entlang kurvten. Ein wenig “beneideten” wir die Leute, die außen an der Bustür hingen. Sie waren zwar im Regen, konnten aber bei Gefahr wenigstens abspringen. Wir dagegen klemmten auf unseren Sitzen fest und hatten einfach nur Angst. Der Bus neigte sich beängstigend aufgrund des Übergewichts an Menschen und Gepäck nach rechts und links und es gingen Aufschreie der stehenden Passagiere durch den Bus.
Unsere Rucksäcke, die auf dem Dach lagen, waren durchnässt mitsamt den Daunenschlafsäcken, da die Persenning immer wieder geöffnet und nicht wieder richtig verzurrt wurde.

Irgendwann ging es gar nicht mehr weiter, der Bus steckte bis zur Hälfte der Radhöhe im Morast fest. Kein Vor und kein Zurück. Die Alternative war schnell klar – alle raus und laufen. Es goss immer noch in Strömen aber es war dafür sicher und wir wieder an frischer Luft.

Eine Stunde ging es dann für uns zu Fuss weiter durch den knöchel- bis wadenhohen Morast bis wir an eine Stelle kamen, an der ein anderer Bus auf uns wartete und die restlichen Kilometer fast bis an unseren Zielort fuhr. Unterdessen war es stockdunkel, keine Strassenlichter und nur wenige vereinzelte Lichter aus den Häusern. Leider fuhr der Bus nicht ganz bis an den Ausgangsort unserer bevorstehenden Treckingtour, sondern nur bis zu einem kleinen mittelalterlich anmutenden Dorf zu einer abgeranzten schmuddeligen Herberge. Diese roch modrig und alt und sah auch genau so aus.

Irgendwie hatten wir uns das alles wieder einmal ganz anders vorgestellt. Wir waren müde, hungrig und erschöpft. Ausserdem waren heftige Kopfschmerzen von der Anspannung dazugekommen. Trotzdem waren wir froh, endlich irgendwo angekommen zu sein und uns hinlegen zu können. Am nächsten Tag sollte es 8:00 Uhr los gehen, da wir ja noch ca. 1 Stunde bis zum Ausgangspunkt unserer eigentlichen Tour bereits mit Gepäck laufen mussten. Na dann mal los!

Manaslu Circuit 1. Tag: Machhakala 900m 11. August 2018

Nach einer unvorstellbaren Anreise von Kathmandu über 13 Stunden im lokalen Bus bei strömendem Regen und auf matschverschlammten Wegen begann nun nach einem traditionellen Frühstück (tibetischer frittierter Brotfladen, leicht süss) unsere Treckingtour. In unseren kühnsten Träumen hatten wir uns nicht ausgemalt, was uns gleich zu Beginn erwartete: Hängebrücke aufwärts über einem Wasserfall und tiefem Abgrund. Es folgte eine Flussüberquerung, die aufgrund der Regenzeit doch erheblich mehr Strömung mit sich brachte. Danach mussten wir 45 Minuten warten, bis ein Beräumungskommando den Weg passierbar gemacht und dicke Felsbrocken mit einem Bagger den steilen Hang hinabgeschoben hatte.

Damit nicht genug! Wir gerieten auf unserem Weg in eine Bergsprengung und mussten weitere 30 Minuten warten, bis die Armee das Weitergehen erlaubte. Auch Einheimische waren mit randvollen Körben unterwegs und wollten ihre gerade gekauften Waren ins Heimatdorf bringen. Andere waren auf dem Weg, um ihre eigenen Waren im Nachbarort zu verkaufen. Somit mussten wir alle durch das frisch zusammengesprengte Gesteinsfeld wackeln, wo überall noch die Zündschnuren herumlagen und es noch vom Dynamit rauchig in den verhangenen Himmel dampfte.

Es folgte ein Geröllgebiet, von einem Weg war keine Rede mehr, was wir mit Gepäck durchklettern mussten. Ich habe meinen Rucksack allerdings an den Guide übergeben. Er schien nicht ganz ausgelastet zu sein, da er stets weit vor uns leichtfüssig über die Steine sprang. Das war zu deprimierend anzuschauen. Dem musste ich Einhalt gebieten. Aber danach war endlich “Land in Sicht”. Aufgrund der enormen körperlichen Anstrengung war es für uns sehr schwer, die Natur richtig zu geniessen. Den Blick ständig nach unten gerichtet, um auch ja keinen Fehltritt zu riskieren! Die Landschaft war jedoch von Anfang an atemberaubend mit dschungelartigen Pflanzen, tiefgrünen steilen Hängen und unzähligen tosenden Wasserfällen.

Den ersten Tag wollten wir eigentlich nach Plan ruhig angehen und nur 4 Stunden wandern. Es sollte lediglich von 700 m auf 900 m aufwärts gehen, ein Kinderspiel! Doch aufgrund der natürlichen und unvorhergesehenen Ereignisse waren es bis zur Ankunft im “Teehaus”, so bezeichnet man die kleinen und sehr einfachen Unterkünfte in den Bergdörfern, insgesamt 9 Stunden. Wir waren total erschöpft und fielen in die überraschend komfortablen Betten.

2. Treckingtag 11. August 2018

Am zweiten Trekkingtag starteten wir bereits 7:00 Uhr, da der Weg lang und “aufstiegsreich” werden sollte. Am Morgen wurden wir noch mit Sonnenschein verwöhnt und so ertrugen wir die ständig wechselnden Auf- und Abstiegen sehr gefasst. Ausgeruht und optimistisch meisterten wir diese Knien-Herausforderungen recht gut und wollten uns unserem Tagesziel von 1400 Metern schrittweise nähern.
Auch an diesem Tag sahen wir wieder gigantische Wasserfällen, dafür war die Regenzeit halt gut! Unter einem sind wir sogar unmittelbar vorbei bzw. durchgegangen. Was für ein atemberaubender Eindruck!
Die Mittagsrast fand dann in einer bezaubernden Raststätte mit Bergblick statt und wir waren für alle Strapazen entschädigt.

Leider mussten wir auch an diesem Tag an einer Bergsprengung vorbei. In der Regenzeit werden die Treckingwege “gewartet” und mittels kontrollierter Sprengungen “verbessert”. Wir waren entsetzt, dass es trotzdem erlaubt und mit Guide möglich ist, in die Nähe dieser Stellen zu kommen und diese sogar noch zu passieren. Allerdings hätte man auch keine andere Chance, es gibt ja nur diesen einen Weg durch die Berge. Für die Einheimischen ist das alles Alltag und absolut normal. Als wir jedoch, eng an die Felsen gepresst, die Sprengstelle passierten, stürzte von oben ein mittelgrosser Felsblock herunter, verfehlte uns nur um einige Meter, was ich jedoch gar nicht mitbekam sondern nur Thomas panisch verfolgte und nach der Passage berichtete. Eigentlich hatten wir von unserem Guide hier einen besseren Überblick erwartet und organisierten die Kontrolle bei ähnlichen Gebieten in Zukunft selbst. Schock und Erleichterung!

Ab 14:00 Uhr setzte Dauerregen ein und unsere Stimmung trübte sich langsam. Nach mittlerweile 5 Stunden trekking war unser Ziel noch nicht in Sicht. Mittlerweile brannten die Füsse, die Zehen wurden taub, die schweren Wanderschuhe drückten und der Rucksack wurde schwerer und schwerer. Nur mühsam konnten wir uns noch mit unseren Trekkingstöcken die zahlreichen Steinstufen hochdrücken oder steinige Abstiege damit abfedern. Jeder einzelne Schritt war eigentlich zuviel. Doch es gab unterwegs keine Möglichkeit einer anderen Übernachtung. Wir mussten Jagat erreichen, wie auch immer.
17:30 Uhr waren wir endlich durchnässt und mehr als erleichtert und erschöpft am Ziel

Aufstieg auf 2240 Meter, Tag 3 11. August 2018

Unser dritter Trekkingtag steht ganz “im Zeichen der Maultiere”. In der Hauptsaison passieren 400 bis 500 Tiere den Trail auf- oder abwärts. Wir sehen an diesem Tag nur ca. 50 Maultiere, die be- oder entladen an uns vorbei trotten, langsam und gleichmässig. Jeweils 10 Tiere werden durch einen Caravanführer begleitet. Der hat meist sein Handy in der Hand, aus dem lautstark traditionelle Musik dudelt. Schliesslich braucht der Mensch ein klein wenig Kultur auf seinem langen Weg ins Tal oder nach China. Dort werden an der Grenze die meisten vorab bestellten Waren auf die Maultiere geladen und über die “Bergstrasse” kilometerweit in den Dörfer verteilt. Jedes Maultier kann ca. 100 kg tragen (sagen die Einheimischen) und wird entweder direkt mit riesigen Säcken an Reis, Grieß o. ä. beladen. Kleinere Verpackungsgrössen werden mit Hilfe von Tragekörben auf die Tierrücken geschnallt.

Unser Tagesziel ist Lopka in 2240 Meter Höhe. Wir passieren einen wunderschönen Canyon, sehen Höhlen, ausgewaschene Felseinkerbungen und weiterhin satte grüne steile Berghänge. Bis dahin ist das unser schönster Tag.

Tag 4 und 2 schmerzende Knie 11. August 2018

Für heute liegt ein langer Weg vor uns, jedoch sind nur 300 Höhenmeter zu bewältigen. Bereits auf den ersten Metern der Wegstrecke schmerzen meine Knie. Sie sind von den letzten beiden sehr anstrengenden Tagen schon sehr angegriffen. Ich muss die erste Ibuprophen 600 nehmen, um weiter mithalten zu können.
Es stellt sich im Tagesverlauf heraus, dass wir zwar insgesamt am Ende nur 300 Höhenmeter bewältigen müssen bzw. hinter uns bringen werden. Jedoch geht es nicht sonderlich knieschonend MEHRFACH am Tag 300 Meter aufwärts und dann gleich im Anschluss auch wieder abwärts. Somit bewältigen wir eigentlich dreimal so viele Höhenmeter. Ich bandagiere mein linkes Knie, um es zu stabilisieren.

Mitten auf dem Weg stehen buddhistische Gebetsmühlen oder Stupas. Letztere muss der Wanderer stets linksseitig passieren, damit ihn das Glück auf seinem Weg nicht verlässt. Also machen wir das so in der Hoffnung, meine Knie sind vom versprochenen Glück begünstigt. Um die Stupas herum sind zahlreiche Steine aufgeschichtet. Auf diesen sind in einer “Mischsprache” aus nepalesisch, Sanskrit und einer “Sondersprache der Mönche” Gebetstexte, alte Weisheiten und kleine Erfahrungsberichte oder Geschichten eingemeisselt. So erklären es uns jedenfalls später einige alte Mönche, die wir in einem Kloster besuchen. Auch Symbole und Zeichnungen erkennt man auf den Stupa-Steinen und alles ist noch erstaunlich gut erhalten.

Unterwegs beschliessen wir, unseren Tagesmarsch zu kürzen (nicht nur meine Knie schmerzen, Thomas hat fürchterliche Blasen an den Füßen) und eine Übernachtungsalternative zu suchen. Da wir inzwischen schon ein paar Tagesmärsche von allen anderen Transportmitteln entfernt sind, hoffen wir, damit unseren Körper wieder regenerieren zu lassen. Viel Auswahl gibt es jedoch leider nicht. Wir kommen an einem noch nicht ganz beendeten Neubau eines “Teehauses” vorbei. Dort fragen wir an und können über Nacht bleiben. Es gibt keinen Strom, keine Toilette und an duschen/waschen ist nicht zu denken. Wir fühlen uns ins Mittelalter versetzt. Die Gastfamilie lebt zwischen Müll, Schlamm und Kuhmist. Die Kinder sind so dreckig und in Lumpen gehüllt, dass man sie auf keinen Fall berühren möchte. Als Küche dient ein verdrecktes Zelt mit einem kleinen Gaskocher und zwei Holzbänken. So etwas haben wir noch nie gesehen. Alternativlos ergeben wir uns unserem Schicksal.

19:00 Uhr wird es stockdunkel und wir können uns nur noch mit unseren Taschenlampen halbwegs orientieren. Unser “Zimmer” ist holzverkleidet, das Dach jedoch noch nicht komplett gedeckt. Somit wird es wohl eine klare, kalte Nacht werden. Wir mummeln uns in unsere Daunenschlafsäcke und ich bete, dass ich nicht noch einmal auf die “Toilette” muss.

Gute Nacht!

Der Anstieg auf 3000 Meter Höhe muss auf uns warten, morgen schaffe ich den Aufstieg bestimmt.

Tag 5, Hochebene in den Bergen 12. August 2018

Heute, am 06.08. ist unser 2. Hochzeitstag! Etwas verschlafen gibts den ersten Jubiläumskuss.

Wirklich feiern geht heute natürlich nicht aber wir hoffen auf eine tolle Tagestour mit vielen schönen Eindrücken. An diesem Tag sollten wir die 3000 Höhenmeter- Grenze erklimmen und den Ort Nile auf 3300 Metern erreichen. Dort war zur Höhenakklimatisierung ein “Pausentag” eingeplant, auf den wir uns schon sehr freuten.
Am Morgen hatten wir erst einmal einen Aufstieg von 600 Metern vor uns. Das war der Teil, den ich aufgrund meiner schmerzenden Knie am Vortag nicht mehr geschafft hatte.
Unser Guide erzählt uns unterwegs, dass es in der Bergbevölkerung noch häufig Analphabetismus gibt und sie nur wenig Möglichkeiten haben, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Selbstversorgung in härtesten Bedingungen ist ein Muss. Überschuss wird verkauft, doch dazu müssen teilweise lange “Handelswege” in Kauf genommen werden. Um ihre Armut zu minimieren, versuchen einzelne Bergdorfbewohner daher auf eine für uns absolut unbekannte Art Geld zu verdienen. Sie sammeln in abgelegenen Höhen wilden Knoblauch. Für 1 Kg bekommen sie 300$. Ausserdem versuchen sie, im Gipfelschnee die sehr seltene, einheimische Pflanze “yersagumba” (chinesischer Raupenpilz) zu finden. In der gefrorenen Erde ist diese “Pflanze” eine verpuppte Raupe und durch den Schnee drängt sich ein schwarzer Stengel. Für eine Pflanze dieser Seltenheit gibt es 15$. Beide Pflanzen werden für alternativmedizinische Zwecke nach China verkauft, um daraus Salben, Pulver etc. herzustellen. Wir werden leider keine dieser Pflanzen finden, da wir uns in diese Abgeschiedenheit nicht begeben.

Nachdem wir die entscheidende Höhe erreicht haben, eröffnete sich ein wunderschönes Hochtal mit verlassenen Klöstern und weiteren Stupas sowie deren zahlreichen “Mane-Steinen”. Wir sind begeistert und unsere Füsse bzw. meine Knie jubeln. Entspannung beim Laufen!

Bevor wir jedoch unseren Übernachtungsort tatsächlich erreichen müssen wir noch 2 km einen schmalen, matschigen und kuhdungverschmierten Pfad durchbalancieren. Nur nicht stolpern oder ausrutschen!

Wir schieben noch eine Teepause ein, löffeln eine Art Überraschungsei, was wir dann auch zwei neugierigen Kindern spendieren und quatschen mit einer Ladenbesitzerin. Ihre Waren bekommt sie aus China. Von dort ist die Versorgung schneller als durch den Markt im Tal. Daher findet man allerdings fast ausschliesslich chinesische Produnkte im Angebot. Ganz besonders beliebt ist z.B. Lhasa-Bier.

Tag 6, Pause 12. August 2018

Unseren “Entspannungstag” bzw. Höhenakklimatisierungstag wollen wir selbstverständlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Unser Guide, Rabin, schlägt uns dafür eine 2-Stundentour zu einem Kloster in 3700 Metern vor. Wir wollen unser Glück versuchen und hoffen, uns so an die Höhe zu gewöhnen.
Entspannt starten wir nach dem Frühstück gegen 9:30 Uhr. Es ist ein traumhafter sonniger Tag und die Sicht ist phantastisch! Wir sehen Yaks, Bergziegen und Rehe und beobachten fasziniert die Bewegung der Wolken.

Ohne grössere Probleme, jedoch mit leichten Kopfschmerzen, die sich über den Tag doch bemerkbar gemacht hatten, erreichen wir das Kloster. Dort treffen wir sogar 3 der derzeit dort lebenden 7 Mönche an. Weitere 20 Mönche des Klosters waren gerade in Indien, um den Dalai Lama zu treffen und von ihm in der buddhistischen Lehre unterwiesen zu werden. In der Hauptsaison können vereinzelt Touristen im Klosterkomplex übernachten. Ein Teil der Gebäude ist mehrere hundert Jahre alt, genau können das die Mönche auch nicht mehr sagen. Auch sie sind alt und haben vieles nur aus Überlieferungen, Erzählungen und Berichten erfahren.

Wir bekommen einen Tee angeboten und Dank unseres Guides kommen wir auch mit den Mönchen leicht ins Gespräch. Nach einigen interessierten Fragen unsererseits dürfen wir sogar in das Innere ihres Gebetsraumes eintreten.

Der Hauptraum ist relativ dunkel und überall an den Wänden befinden sich kleine bunte Buddhafiguren in schmalen Holzregalen. Selbstverständlich hängt auch ein Porträt des Dalai Lama als geistlichem Führer in der Mitte des Raumes.

Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Bücher, die in orangefarbene Leinentücher gewickelt, mit Holzdeckeln zum Schutz verkleidet und ordentlich in Regale gestapelt sind. Es sind alte Handschriften, von denen Thomas sogar einige fotografieren darf. Sie sind in der eigenen Sprache der Mönche mit Beimischungen von Sanskrit geschrieben. Also können nicht viele Personen diese Texte lesen.

Wir sitzen entspannt in der Sonne und geniessen einen relativ klaren Gipfelblick. Es ist Mittagszeit. Die Mönche werden täglich von einer einheimischen jungen Frau aus einem Bergdorf bekocht, es gibt einfachstes Essen. Somit ist es für uns Zeit zu gehen und den 2-stündigen Abstieg anzutreten.
Aufgrund der anhaltenden und mittlerweile stärker werdenden Kopfschmerzen sind wir verunsichert, wie wir die weitere Trekkingtour gestalten sollen. Noch ist etwas Zeit bis zu einer finalen Entscheidung. Die Tendenz geht jedoch in Richtung “Abstieg”.

Tag 7, Abstieg auf 2200 Meter 12. August 2018

Erholung war gestern! Heute stand wieder mal eine lange Tagestour an. Wir wollten/ mussten 18 km und 1100 Meter im Abstieg durch das “Tsum Valley” bewältigen. Im Gegensatz zum Aufstieg war für den Rückweg gigantisches sonniges Wetter und das bereits beim Aufstehen 6:00 Uhr. Wir wollten aufgrund der langen Strecke zeitig los. Und siehe da, erstmalig wurden wir richtig belohnt, sowohl fürs frühe Aufstehen, als auch für die körperlichen Anstrengungen. Wir erhaschten einen freien Blick auf die 6000-er bzw. 7000-er Gipfel “Ganesh Himal” und “Buddha Peak”.

Das Tsum Valley sah natürlich bei Sonnenschein noch einmal viel schöner aus und wir genossen entspannter und öfter den Blick in die Umgebung und beobachteten die einheimische Bevölkerung bei der Ernte.

Mittagsrast hielten wir bei einer Familie in deren Farmhaus. Aufgrund der Regenzeit sind generell nur sehr sehr wenige “Teehäuser” für Touristen geöffnet und man muss bei den Familien konkret anfragen. Häufig sind sie jedoch mit ihren Vorräten noch gar nicht auf Gäste eingestellt. Auch die zur Vermietung stehenden Zimmer sind noch nicht vorbereitet bzw. gereinigt. Dann geht ein Familienmitglied erst einmal aufs Feld, erntet Kartoffeln, schneidet im Garten hinter dem Haus Kräuter und dann beginnt das Kochen. Schnell wird so eine 2-stündige Mittagspause aus einer eigentlich nur kurz geplanten Rast und die Ernährung wird schnell einseitig (Reis mit Linsen, Kartoffeln mit Knoblauch, Nudeln mit Knoblauch).

Leider mussten wir auch abwärts wieder eine der unliebsamen “Landslide area” passieren. Möglichst schnell wollten wir dieses Gebiet hinter uns bringen, was abwärts für meine Knie und auch für Thomas, aufgrund der Blasen an den Füssen, eine grosse Herausforderung war. Aber wir schafften den gesamten Abstieg, waren aber völlig k.o!
Für uns stand nun fest, wir verkürzen unsere geplante Trekkingtour von 18 auf 12 Tage, steigen weiter ab und werden in der restlichen Zeit mit unserem Guide eine “Villagetour” machen. Seine Familie würde uns herzlich aufnehmen, bekochen und wir könnten nach Lust und Laune kleine Wanderungen von seinem Heimatdorf aus unternehmen. Das klang nach einem guten Plan!

Tag 8, Zwangspause und Abreise Tag 9 13. August 2018

Pünktlich 7:00 Uhr sind wir mit unserem Guide zum Frühstück verabredet. Es gibt wie jeden Morgen frischen Ingwer-Limetten-Tee. Die Frau des Hauses brüht zur geschmacklichen Verbesserung sogar die Ingwerblätter mit auf.
Wir haben in einem schönen “Teehaus” in Chumling auf 2200 Metern übernachtet. Von dort ist die Aussicht auf die Berge genial.

Vor uns liegen weitere zwei “Abstiegstage” mit steilem Wegprofil. Über Nacht sind meine Knieschmerzen schlimmer geworden, das linke ist angeschwollen und ich kann weder auf- noch abwärts gehen. Somit beschließen wir eine eintägige Zwangspause zur Regeneration. Allerdings schießen uns sofort sorgenvolle Gedanken durch den Kopf: sollte es keine signifikante Verbesserung geben…wie komme ich dann aus den Bergen nach unten? Der Aufstieg ist uns noch allzu klar im Gedächtnis geblieben mit seinen steinigen, steilen Treppen, unwegsamen schmalen Wegen und nass-rutschigen Felsbrocken. Die Sprengungs-und Steinschlaggebiete nicht zu vergessen! Daher haben wir eine Vorstellung davon, wie anstrengend ein Abstieg unter diesen Bedingungen mit meinen angeschlagenen Knien sein würde. AUSGESCHLOSSEN!! KEINE CHANCE! Es muss eine Alternative her.

Was ist realistisch? Maultier oder Pferd? Ich werde also wie ein Sack Reis auf den Tierrücken geschnallt und los geht es, im Schunkeltempo abwärts. Ich sehe mich schon auf dem kleinen buntverzierten Sattel sitzen, krampfhaft eine Möglichkeit zum Festhalten suchend und bei jedem Abwärtstritt meines “Transportmittels” angstvoll nach vorn/unten kippend. Keine ideale Vorstellung aber ziehen wir das mal in Betracht. Leider sagen uns Einheimische, dass diese Option entfällt, da Ungeübte auf diesen Wegen keine Sekunde im Sattel bleiben. Es ist zu gefährlich, die Wege zu schmal und zu steinig. Selbst die Bergbewohner laufen neben ihren Caravanen an Maultieren, Eseln oder Pferden her und nur auf ebenen Strecken reiten sie dann.

Andere Optionen fallen uns nicht wirklich ein. Also erst einmal abwarten und Tee trinken (im wahrsten Sinne) und den Genesungsverlauf beobachten. Ich bandagiere wieder mein Knie, lege es hoch, sitze in der Sonne und versuche trotz Schmerzen den Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge und den kleinen Garten am Farmhaus zu geniessen sowie dem allgemeinen Treiben zuzuschauen.

Der Tag vergeht. Thomas und Rabin spielen das handy-game “Tiger and Goat” oder
“Mühle”. Letzteres mit hellen und dunklen Granitsteinen, die mit einem Hammer auf die entsprechende Grösse zerkleinert wurden. Das Spielbrett ist ein Stück Papier mit aufgemaltem “Mühle-Muster”. Die Not macht erfinderisch und Spass kommt trotzdem auf.
Meine Knieschmerzen lassen im Tagesverlauf nicht nach und auch die Schwellung geht nicht zurück. Dazu gekommen sind noch leichte Hämatome um die Kniescheiben. Ich bin deprimiert! Tatsache ist, ich komme hier aus eigener Kraft nicht mehr weg. Also bleibt nur noch der Helikopter.

Nun geht es richtig los. Rabin und Thomas wechseln sich ab:

  1. Zahlreiche Anrufe bei unserer Trekkingagency
  2. Kontaktaufnahme zum Helikopterteam für eine Preisanfrage (können wir uns das überhaupt leisten?)
  3. Anfrage bei der nepalesischen Naturschutzbehörde für eine Sonderflugerlaubnis in die “restricted area” (diese wird jedoch abgelehnt)
  4. Anruf bei der Deutschen Botschaft in Kathmandu mit der Bitte um Unterstützung beim Erwirken der Sonderfluggenehmigung
  5. Kontaktaufnahme zu unserer Auslandskrankenversicherung…

Wir sind alle sehr angespannt. Erst am nächsten Tag zur Mittagszeit steht fest, ich kann ausgeflogen werden. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen Verantwortlichen, Zuständigen und Besserwissern. Die Kosten liegen bei 3600 $ plus X! Man weiss ja nie, wer noch wofür eine Gebühr erhebt.
Erleichterung aber auch ein wenig Angst vor dem wackeligen Helikopterflug durch das enge Bergtal nach Kathmandu. Wir verabschieden uns von unserer Gastfamilie und bekommen selbstverständlich einen Reisesegen.

Rescue me 13. August 2018

Am 9. Tag ist somit unsere Trekkingtour offiziell beendet. Vom Flughafen werde ich direkt in einen Rettungswagen “verlegt” und in ein Privatkrankenhaus gebracht. Mit Sirene! Mir ist das alles fürchterlich peinlich. Es liegt ja kein “echter Notfall” oder eine lebensbedrohliche Situation vor. Aber da muss ich durch, das gehört halt dazu wenn der Helikopter zum Einsatz kommt.

Die medizinische Versorgung ist top und findet auf der Stelle, ohne Wartezeiten statt. Allerdings wird aus meiner Sicht zu umfangreich diagnostiziert und behandelt. Es geht lediglich um mein linkes geschwollenes und schmerzendes Knie aber ich erhalte ein Thorax-Röntgen, Blutentnahme und ein EKG. Ausserdem soll ich zur Überwachung mindestens einen Tag in der Klinik bleiben. Mit Blick auf die zu finanzierenden Kosten (von wem auch immer, Versicherung oder Selbstzahler) weist Thomas noch einmal auf den eigentlichen Grund meiner Einweisung hin und bittet um Mäßigung! Somit kann wenigstens die Blutentnahme gestoppt werden.

Ich muss auch nicht im Krankenhaus bleiben, bekomme für die nächsten drei Tage je 30 Minuten Physiotherapie verordnet, erhalte diverse Medikamente, eine Schmerzsalbe und der Arzt legt noch eine Bandage an. Wiedervorstellung nach dem Wochenende am Montag. Fertig!

Mit dem Krankentransport geht es zu unserem Hotel. Erschöpft von der Aufregung und den nicht unerheblichen Schmerzen humple ich aufs Zimmer. Nun ist weiterhin eine aktivitätsgeminderte Erholungsphase zur Regeneration angesagt. Hoffentlich nicht allzu lange. Schliesslich haben wir nur noch 17 Tage bis unsere 6-monatige Sabbatzeit zu Ende geht.

Pokhara, Entspannung am Bergsee 15. August 2018

Pokhara ist Ausgangspunkt für viele Trekkingtouren, die hier und auch in Kathmandu in allen Agenturen angeboten werden. Für uns hat sich diese Aktivität leider erledigt, daher haben wir uns ein Hotelzimmer mit traumhaftem Blick auf die Berge und auf den Phewa-See gemietet.
Aus Lumbini, der Geburtsstadt Buddhas, sind wir auf einem kleinen entlegenen Flughafen mit einer winzigen Maschine abgeflogen. Aufgrund meines immer noch bandagierten Knies durfte ich ganz hinten sitzen. Von dort konnte man direkt ins Cockpit schauen und hatte das Gefühl, den Start bzw. die Landung beinahe selbst auszuführen.

Bei strahlendem Sonnenschein (eigentlich ist Regenzeit) und 30°C haben wir einen Bummel durch den Ort gemacht. Thomas ist auf der Suche nach einer Flugschule. Er möchte gern paragliden, während ich auf der Suche nach dem besten Spa bin. Noch waren wir beiden nicht erfolgreich, doch immerhin haben wir Käsekuchen und einen Latte Macchiato geniessen können. Ausserdem gabs phantastische Natur gratis dazu.

Lumbini, Geburtsort Buddhas 15. August 2018

Am 14.8. fliegen wir 8:30 Uhr nach Lumbini und wollen uns dort den Geburtsort Buddhas ansehen. Wir landen auf einem echten Wald- und Wiesenflughafen mitten im Nirgendwo.

Um uns herum nur Reisfelder durchkreuzt von Buckelpisten und ein paar kleinen Betonfragmenten zwischen Lehmhütten. Mit dem Auto geht es vom Flughafen an den eigentlichen Pilgerort. Der Weg dahin ist dann auch genau wie erwartet: buckelig und rumpelig und das Hotel passend dazu auch shabby-chic mit mehr shabby als chic. Es wird überall an neuen kleinen Hotels gebaut, die alle irgend etwas mit Buddha im Namen haben und schon beim Bauen nicht den Eindruck erwecken, als würde irgendwann einmal etwas Schönes aus ihnen entstehen. Die ganze Gegend befindet sich in einem chaotischen und nicht sehr einladenden Zustand. Zum Glück sind wir nur eine Nacht hier.
Der Park ist dafür in einem vergleichsweise guten Zustand.
Wir sehen uns als erstes den “Marker Stone” an – den Platz, an dem Buddha vor mehr als 2600 Jahren geboren sein soll. Schon seit über 2300 Jahren wird dieser Platz verehrt. Allerdings geriet er in Vergessenheit und wurde erst vor 100 Jahren von einem Deutschen wiederentdeckt.
Die unmittelbar neben dem Marker-Stone errichtete ziemlich einfache und schlichte Ashok-Säule wurde vom gleichnamigen König schon kurze Zeit nach Buddhas Tod ihm zu Ehren aufgestellt. Der Gemeinde Lumbini erlässt der Regent zeitgleich einen Großteil der Steuern, da sie der Geburtsort des Religionsstifters ist. Um den “Marker Stone” herum wurden schon seit ca. 2300 Jahren Stupas und kleine Tempelanlagen gebaut, die jedoch inzwischen komplett verfallen sind. Über die wenigen noch bestehenden freigelegten Grundmauern hat man irgendwann einen Schutz gebaut.
Die eigentliche Besonderheit des Parks sind jedoch die verschiedenen Klöster und Tempel, die von gläubigen Buddhisten weltweit gestiftet wurden und immer einem Land zugeordnet sind. Sie sind in mehreren Gruppen über das Gelände verteilt und geben einen sehr schönen Eindruck der unterschiedlichen Architekturauffassungen einzelner Länder für buddhistische Tempel oder Stupas.
Da Sonni’s Knie nach ein paar Schritten nicht mehr mitmacht, mussten wir uns wohl oder übel eine Rikscha nehmen (1000 NPR für 4 Stunden), um den ganzen Park zu erkunden. Dabei wollten wir uns endlich mal wieder bewegen, obwohl laufen eigentlich bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit auch nicht empfehlenswert ist. Man kann daher ganz einfach an allen Eingängen des Parks Fahrräder ausleihen.

Außerhalb dieses Komplexes befindet sich jedoch nichts – überhaupt nichts – abgesehen von den abgeranzten Hotels, die sich langsam wie in einem Pilzbefall um den Park herum ausbreiten. Viele sehen schon alt aus obwohl an ihnen ersichtlich noch gebaut wird. Die Betonpfeiler für die oberen Stockwerke ragen in den Himmel, am Ende fasern sie in die Stabilisierungsdrähte aus. Das ganze Gelände wirkt daher eher wie in einem apokalyptischen Film als an einem touristischen Ort. Wir waren letztendlich froh, nach einem Tag wieder weg zu sein. Ein Tag reicht auch wirklich, um sich alles anzusehen, wenn man nicht alles zu Fuß macht oder noch das Museum mitnimmt.

Jeep- Safari 18. August 2018

Seit drei Tagen planen wir unsere letze Woche hier in Nepal und damit die letze Woche unserer Sabbatzeit. Ja, es ist leider so weit. Die Zeit scheint nun noch schneller zu verfliegen und die Tage rasen nur so dahin.
Um noch einmal einen Live-Eindruck von den gigantischen 6000 und 7000-ern zu bekommen, wollen wir eine Jeepsafari machen. Offroad in die Berge nach Jomsom und auf einer Hochebene “gemütlich” laufen. Keine Ahnung, ob das tatsächlich geht aber das ist der Plan und an dem halten wir bisher fest. Allerdings wurde uns dieser Vorschlag bereits von diversen Reiseagenturen unterbreitet aber kann man ihnen trauen? Wir wollen uns zur Sicherheit noch eine Trekkingkarte besorgen, um selbst einen Blick auf die Höhenmeter bzw. die Auf- und Abstiege zu werfen.

Da man viele Trekkinggebiete, die Schutzgebiete sind, ohne Genehmigung und ohne eine TIMS-Karte (Touristeninformationsmanagementsystem-Karte) nicht betreten darf, müssen wir diese erst besorgen. Derzeit befinden wir uns im Annapurna-Schutzgebiet. Dafür haben wir noch von unserer abgebrochenen Manaslu-Trekkingtour eine “Rest-Genehmigung”. Na das ist doch schon mal was! Jomsom liegt aber an der Grenze zwischen der Annapurna und der “unteren Mustang-Region”. Also brauchen wir vielleicht eine zweite Genehmigung? Gott sei Dank brauchen wir keine, lediglich für die “obere Mustang-Region wäre sie wieder verpflichtend. Zeit und Geld gespart! TIMS-Karten gibt es an jeder Ecke in Pokhara zu kaufen, sollte also kein Problem sein.
Allerdings gibt es unterdessen ein anderes Problem. Unsere ins Auge gefasste Idee einer Jeepsafari brauchen wir nicht weiter zu verfolgen. Es hat auf der Hauptstrasse in die Berge etliche Steinschläge und Erdrutsche gegeben und voraussichtlich wird die Zufahrt erst wieder in 10 Tagen freigegeben. Unser Plan löst sich also in Luft auf und wir benötigen eine neue Idee für unsere letzte Woche.

Wir mieten erst einmal ein Motorrad und machen eine Tagestour, danach sehen wir weiter. Thomas hat erst gestern seinen ersten Paraglidingflug seit einem Jahr aus 1400 Metern mit “sicherer” Landung (im See) gut überstanden. Sein Pass trocknet noch, daher nur nix überstürzen!

20. August 2018

Fünf Tage sind wir unterdessen in Pokhara zum Entspannen. Wir haben ein wenig gelesen, den Blog weiter geschrieben und ich kam in den Genuss wirklich professioneller Massagen. Es waren allerdings Thai-Massagen und diese daher weniger entspannend. Abends haben wir sehr lecker gegessen und Thomas war sogar paragliden. Einen Tag sind wir mit Motorrad in die Berge gefahren und heute dann noch etwas aktiver mit Mountainbikes unterwegs. Somit haben wir alles gemacht, was man hier im Ort ohne Reiseagentur weitestgehend selbständig unternehmen kann.

Auch beim Radfahren sollte man nicht leichtsinnig den Gedanken an eine heimatliche Radtour assoziieren. Nach wenigen Zweiradumdrehungen wird auch hier klar, das wird anstrengend und schweisstreibend. Der Weg ist, wie sollte es auch anders sein: steinig, schlammig, hügelig und hat unendlich viele tiefe Schlaglöcher. Teilweise muss man Flussläufe kreuzen und nutzt dafür lieber die kleinen manchmal provisorisch wirkenden Brücken. Allerdings bringt das Durchradeln auch eine kleine Abkühlung und ist bei den Aussentemperaturen von weiterhin 25-30°C sehr angenehm und erfrischend.

Wir müssen beide unweigerlich an unseren Freund Jens denken, der Downhill- und Langstreckenerfahrungen hat. Für ihn wäre das alles gar kein Problem. Uns kribbeln alsbald die Handflächen, der Hintern schmerzt vom schmalen Hartsattel, die Handgelenke werden gestaucht beim Steine-Ausweichmanöver und die Waden bzw. die Knie brennen von den Abfederungsversuchen…aber wir halten tapfer 20 km durch.

Dafür ist das Tal wieder wunderschön. Satte grüne Reisfelder, klare Bäche und am Wegesrand immer mal wieder kleine Dörfer. Nach wenigen Kilometern lässt man alle Touristen Spots hinter sich und ist mit sich, der Natur und den Einheimischen allein.

Nun sitzen wir wieder in einer Bar mit Bergblick, trinken Ice-Tea und Cappuccino und freuen uns über den schönen und vor allem aktiv verbrachten Tag.
Morgen geht es weiter in die Berge, noch einmal auf 2700 und 3800 Meter Höhe nach Jomsom und Kagbeni. Wir wollen “Abschied nehmen” von den Bergen. Alle Flüge, auch unsere Rückflüge nach Kathmandu und Berlin sind gebucht und bestätigt. Es sollte also nix mehr schief gehen.

21. August 2018

Unser Flug von Pokhara nach Jomsom sollte heute 6:00 Uhr starten und nur 18 Minuten dauern. Aufgrund der ständig wechselnden Wetterverhältnisse müssen alle Touristen immer extrem zeitig an den Start. Wir waren sogar die ersten an einem noch dunklen geschlossenen Flughafengebäude. Doch für uns ging es genau aus diesen Gründen (Wolken und Regen) dann erst 8:00 Uhr mit einem erneut winzigen Flugzeug los. Der Flughafen von Jomsom ist schon ziemlich anspruchsvoll für die Piloten. Man fliegt in ein langes Tal hinein und landet direkt zwischen hohen Bergen, die sich links und rechts vom Flugplatz erheben. Unser Bedarf an Abenteuer war nach der Landung erst einmal gedeckt.

Heute haben auch wir “Annapurna-Luft” geschnuppert. Der bekannte 10 bis 12-Tage-Trail endet in Jomsom und alle Trekker müssen auch durch Kagbeni, d.h. sie passieren beide Orte während des Abstieges. Wir sind bei strahlendem Sonnenschein ca. 10,5 km von Jomsom nach Kagbeni gelaufen, also in entgegengesetzter Richtung zum Trail. ALLEIN! Kein einziger Tourist weit und breit, herrlich!

Die Landschaft ist hier ganz anders als auf dem “Manaslu-Trail”: karg, steinig und sandig. Wir laufen an einem breiten Flussbett entlang. Der Weg, fast eine unbefestigte Strasse, ist breit und vom Aufstieg gut zu bewältigen.

An einer Stelle ist das grau-schlammige Flussbett so wasserreich, dass es für mich keine Chance zur Überquerung gibt. Ich werde, wie die Einheimischen (diese sogar mit Motorrad) auch, mit einem riesigen Traktor durch die Wassermassen gefahren. Thomas ist mutig und überwindet die Strömung doch noch an einer günstigen Stelle zu Fuß.

Nach 3,5 Stunden kommen wir in Kagbeni in der “Redhouse Lodge” an. Diese wurde 1870 erbaut und im Inneren findet man noch historische Wandgemälde, Gebetsmühlen, einen antiken Tempelraum mit Buddha-Statue, Wandteppiche und alte Einrichtungsgegenstände. Vom grossen Speisesaal blickt man direkt auf die alten Lehmruinen eines Palastes. Wir wohnen also die nächsten 4 Tage (übrigens auch allein, da Nachsaison) im Museum. Was für ein erhebendes Gefühl. Während ich dies schreibe, klingt im Hintergrund die Buddha Puja in dem dicht an unserem Zimmer gelegenen Gebetsraum aus, die uns den ganzen Nachmittag mit lärmenden Trommeln, Gesängen und Zimbeln begleitet hat. Die erste Stunde konnten wir noch locker als exotische Erfahrung verbuchen – die restlichen Stunden wurden eine echte Herausforderung.

Eigenes Basislager in den Bergen 23. August 2018

Wir haben in Kagbeni auf 2900 Metern unser eigenes “Basislager” aufgeschlagen. Von hier aus konnten wir in den letzten beiden Tagen wunderschöne Trekkingtouren unternehmen. Trotz der Höhe, in der wir uns befinden bzw. in die man von hier aus auch noch aufsteigen kann (3800 Meter), sind die Touren für uns gut machbar.
Die karge, menschenleere Landschaft ist atemberaubend. Man braucht keine Wanderkarte, da man den Weg mit blossem Auge ewig weit sehen kann. Unterwegs kommt man an kleinen Ortschaften aus Lehmhäusern vorbei. Vereinzelt sieht man alte Mauerreste oder verfallene Paläste. Die wenigen neuen Häuser sind meist als Lodges oder “Restaurants” ausgelegt. Prima für eine Verschnaufpause nach anstrengendem Aufstieg.

Es gibt überall frischen Apfelsaft. D.h. wenn man einen solchen bestellt, werden die Äpfel im Garten hinter dem Haus gepflückt, in der Küche gepresst und der Saft serviert. Ein Genuss! Selbstverständlich wird die köstliche Ernte auch anderweitig verarbeitet: Apfel-Pancake, Apfel scrumble, Apfel crumble, Apfelkuchen oder man kann sich auch einen Apfelwein bzw. Apfelcidre hinter die Binde kippen. Alles ökologisch-biologisch einwandfreie lokale Produkte!

Apfelbäume werden am häufigsten angepflanzt. Die kleinen Baumplantagen verstecken sich meist hinter einer Reihe Weidenbäume. Durch sie werden die Apfelbäume entweder vor den Wassermassen im Tal geschützt oder die Weiden dienen als Randbefestigung an steilen Abhängen auf den Hochebenen. Es gibt aber auch Aprikosenbäume (die Früchte werden auch hier getrocknet) und jede Menge Sanddorn (Sea buckthorn).

Erstmals haben wir unterwegs Yaks gesehen. Deren Fleisch hatten wir bereits am Vortag in einem Burger und als Steak probiert. Leider recht zähes Fleisch, so dass es wahrscheinlich keinen zweiten Versuch geben wird. Auf alle Fälle ernähren wir uns hier sehr gesund, mit lokalen biologischen Produkten (Buchweizenfladen, Kartoffelcurry, Griesklos-Gemüsesuppe).
Von Einheimischen haben wir erfahren, dass in den Bergregionen Nepals das Töten von Tieren zum Fleischverzehr verboten ist. Daher werden Kühe, Ziegen oder Schafe auf dem Viehtrieb so gelenkt, dass ein Tier abstürzt und dadurch getötet wird. Keine schöne Vorstellung. Also gibt es für uns doch eher weiterhin vegetarische Kost!

Nach unseren Wanderungen sitzen wir entspannt auf dem Dach unserer Lodge, schauen über die Dächer des Ortes und geniessen den gigantischen Blick ins Tal und auf die Berge.

Kagbeni und das Königreich von Mustang 25. August 2018

Mit unserer Herberge ganz am Rand des oberen Mustangs haben wir extrem Glück gehabt. Nicht nur, dass das Dorf ein einziges Museum ist, auch unsere Unterkunft war es. Die geologische Vergangenheit bringt unglaubliche Vielfalt in den Gesteinsformationen mit sich. Weder bin ich Geologe noch stehe ich eigentlich im Verdacht besonderer Liebe zu Steinen – aber auf diesem Gelände in 3000m Höhe rundgeschliffene Steine und Meeresablagerungen zu finden, macht einen dann doch schon etwas ehrfürchtig.
In die mit abgeschliffenen Steinen durchsetzten Lehmschichten hat der Regen nicht nur große Türme hineingewaschen sondern auch kleinere Höhlen, teilweise mit Menschenhand vergrößert. Die werden und wurden teilweise als Meditations- und auch Wohnhöhlen verwandt.

Das obere Mustang kann man nur mit Führer und Permit bereisen (10 Tage Permit aktuell 500$ pro Person + Führer 25$ pro Tag). Wir sind diesmal an der Grenze zwischen unterem und oberem geblieben und konnten aber allein schon dort viele extrem imposante Eindrücke erhalten.

Die Ortschaften sind in der kargen Landschaft meist auf kleinen Halbinseln des weitaufgefächerten Flusses gebaut. Anbaufläche wird dem Tal mühsam abgetrotzt. Wir haben einige Traktoren gesehen, die Flussschlamm aus dem Tal auf die oberen Plantagen befördert haben. Die Terrassen werden an den Stufen mit Weiden und dahinter mit Obstbäumen (meist Äpfeln) bepflanzt. Überall riecht es nach wilder Minze, die von den Bauern auch gesammelt und zu Tee verarbeitet wird. Wir haben auf 3400m sogar noch Aprikosen gefunden, die dann gleich getrocknet wurden.

Neben der Landwirtschaft leben die Leute hier vom Tourismus. Da der Annapurna Circuit hier durchgeht, ist das komplette Leben auf die Ernährung von Hundertschaften europäischer Abenteuertouristen ausgelegt. Überall gibt es Lodges. es werden alle möglichen Erzeugnisse aus Yak-Wolle und Sanddornsaft angeboten. Die Preise muss man extrem verhandeln. bzw. überlegen, wo man seine persönliche Schmerzgrenze setzt. Als wir besipielsweise den Aufstieg nach Muktinath über 1000m gemacht haben, wollten wir wegen Sonnis Knie den Weg zurück lieber fahren und fragten an mehreren Stellen in Kagbeni nach Möglichkeiten. Überall wurde uns ein privater Jeep angeboten mit 40$-60$, weil der Weg so schlecht und gefährlich sei.
Das haben wir dann nicht gemacht, wir stellten dann fest, dass sogar eine asphaltierte Fahrstraße parallel Trekkingweg zum Gipfel ging – der Weg zurück kostete dann für uns beide in einem oben gebuchten Sammeltaxi 5$. Ähnliches galt auch für weitere Situationen. Die Grenze zwischen berechtigtem Aufpreis für Ausländer (z.B. Flug für Nepalesen 50$ vs. 125$ für Ausländer) und gefühlter Abzocke verläuft dabei fließend.

Kagbeni selbst war früher schon eine Grenzstadt und besaß daher ein Fort, das jedoch inzwischen verfallen ist. Wie überall im Mustang kann man sich sehr gut über die Dächer fortbewegen, die irgendwie alle miteinander verbunden sind. es gibt ein Miteinander von Viehzucht und Leben und Touristen. Unsere Unterkunft roch noch stark nach Stall und war verwinkelt wie ein Labyrinth. Die Stupas sind allgegenwärtig und die Gebetsmühlen, die rasch im Vorbeigehen mit der rechten Hand gedreht werden. Hier noch unkommentiert ein paar Eindrücke aus dem Dorf, das uns ziemlich gefallen hat.

27. August 2018

Auf unserer Rückreise und bei Ankunft in Jomsom entdeckten wir ein kleines Cafe, welches tagsüber als Gallery und am Abend zusätzlich als Musikbar betrieben wird. An den Wänden hängen Gemälde von einheimischen Künstlern. Der Betreiber spielt klassische Musik oder auch Filmmusiken auf dem Keyboard und gelegentlich musiziert er gemeinsam mit Gästen, die im angrenzenden “Om’s Home” übernachten.

Auch wir haben dort übernachtet. Gegenüber befindet sich der Flughafen von Jomsom und so würden wir unseren Flug zurück nach Pokhara am nächsten Tag 6:20 Uhr ohne grossen zusätzlichen zeitlichen Aufwand gut erreichen. Dachten wir uns jedenfalls! Leider war in den Morgenstunden die Wolkendecke so dicht, dass unser Flug erst verschoben und nach stundenlangem Warten endgültig gecancelt wurde. Alle Flüge wurden für diesen Tag gestrichen! Nun war wieder einmal guter Rat teuer. Wir hatten zwar einen Tag Puffer bis zu unserem Flug von Pokhara nach Kathmandu aber das Wetter ist in diesen Höhenlagen unvorhersehbar und extrem wechselhaft, so dass es oft nur sehr kurze Zeitfenster für Füge gibt. Wir waren verunsichert: warten und am nächsten Tag erneut versuchen einen Flug zu bekommen oder eine Rückfahrt mit dem Jeep buchen? Ersteres schien uns zu riskant, daher entschieden wir uns für den Jeep. Anderen Touristen ging es ebenso und so taten wir uns mit einem Dänen und zwei Mädels aus Leipzig zusammen, zahlten 27.000 NR und fuhren 12:00 Uhr los.
Die Fahrt sollte 10 Stunden dauern und unsere Leidensfähigkeit erneut auf eine harte Probe stellen. Wie schon mehrfach beschrieben, passierte wir auch diesmal etliche Erdrutsche bzw. Steinschläge und auch der Jeep quälte sich durch die extremen Schlammmassen vorbei an tiefen Abgründen. Wir hofften erneut, unseren Glücksvorrat noch nicht vollständig aufgebraucht zu haben und gesund ans Ziel zu kommen.

Unterwegs sammelten wir noch zwei Spanier ein, die es mit einem lokalen Bus versucht hatten, der aber unrettbar in den Schlammmassen festgefahren war. Nach tatsächlich knapp zehn Stunden kamen wir dann alle heil und unversehrt an. Wir waren zwar vollkommen fertig aber andererseits heilfroh, dass unser Glückskontingent offenbar doch noch etwas Puffer hatte.

Bhaktapur und Lalitpur 29. August 2018

Diese beiden Städte bilden heute mit Kathmandu die Hauptstadt von Nepal. Früher waren sie mal separate Hauptstädte des “Kathmandu Valley”. Daher sind sie sehr geschichtsträchtig und wurden in das UNESCO- Weltkulturerbe aufgenommen. Beide Orte sind voll mit Palästen sowie Stupas und Pagoden, die als Hindu- oder Buddhatempel genutzt wurden und teilweise heute noch in Betrieb sind.

Läuft man durch die engen Gassen, fühlt man sich wie ein Komparse in einem Historienfilm. Alles ringsherum ist eine einzige Kulisse. Die Einheimischen leben in den historischen Gebäuden, versammeln sich auf den von Säulen eingefassten Plätzen und verkaufen immer noch ihre Waren aus altertümlichen Läden heraus. Ein Eindruck, den man nicht wirklich auf einem Foto einfangen kann.

Wir werden von einem Guide begleitet, um auch noch einige Hintergründe zum Buddhismus zu erfahren, jedoch merken wir bald, dass wir diese umfangreichen Informationen nicht behalten. Jahreszahlen und die Namen der Herrscher, Begründer und Gottheiten rauschen nur so an uns vorbei.

Wir bekommen das buddhistische “Wheel of life” (Rad des Lebens) erklärt und erfahren, dass es auch in dieser Religion einen Himmel und eine “kalte” sowie eine “heiße Hölle” gibt. Durch bestimmte Verhaltensweisen kann man sich aus letzteren befreien und im nächsten Leben in den Himmel kommen. 17 Stufen hat allerdings ein gläubiger Mensch zu erklimmen, bis er erleuchtet in das Himmelreich Buddhas aufsteigt. Buddhisten sollten auch zweimal am Tag 108- Mal das gleiche Gebet aufsagen und sich dabei am besten vor Buddha auf dem Bauch liegend verneigen. Da diese Art des Betens sehr viel Zeit und auch Platz in Anspruch nehmen würde, hat man das “Sprechen eines Gebetes” effektiviert. 108 Gebete befinden sich nämlich auch im Inneren einer jeden Gebetsmühle, die man möglichst mit der rechten Hand drehend in Gang setzt. Somit hat man mit einer Umdrehung schon 108 Gebete auf den Weg gebracht. Das nenne ich mal “praktischen Glauben”!

Lalitpur ist ausserdem berühmt für die ausgezeichneten kunsthandwerlichen Kupferarbeiten. Vergoldete Buddhastatuen in allen Größen und Formen werden dort hergestellt. Der Ort ist ein einziger Gold- und Schmuckladen.

Generell gibt es vier Arten von Buddhastatuen oder -abbildungen. Der “Buddha der Zukunft” wird auf einem Thron sitzend (nicht mit yoga-gefalteten Beinen) dargestellt. Der “Buddha der Vergangenheit” ist stets rotgesichtig und mit goldener Krone abgebildet. Für die Gegenwart gibt es zwei Buddhafiguren: den “lachenden Buddha” (das ist der dicke glatzköpfige, den wir alle aus den Asiashops und vietnamesischen Restaurants kennen) und den “Buddha mit Locken” und langen hängenden Ohren sowie grossem Ohrschmuck. Dieser hat mehr Verbreitung in Nepal. Alle Figuren können mit 8 verschiedenen Handstellungen dargestellt werden: segnend, betend, die Erde beschützend…alle habe ich mir leider nicht merken können.

Es war ein toller Tag mit vielen Informationen und einmaligen Eindrücken.

Leider sind wir ein wenig enttäuscht, dass aus der eigentlichen ganzheitlichen buddhistischen Lebensphilosophie auch nur ein “Personen- und Götterkult um Buddha und andere Nebengottheiten” entstanden ist. So war der Buddhismus von seinem Begründer Siddharta Gautama nicht formuliert worden. Zumindest hatten wir die Erklärungen am Geburtsort Buddhas in Lumbini nicht so verstanden. Ursprünglich ging es eher um die ganzheitliche Erkenntnis im Leben durch Reduzierung der Wahrnehmung aufgrund intensiver Meditation. Im heutigen Alltag der gläubigen Bevölkerung scheint es jedoch auch hier eine starke Vermischung mit hinduistischen Praktiken zu geben.

Heimkehr 29. August 2018

Zeit wird es für uns – wir sind noch einmal durch die Stadt gegangen und haben in einem Cafe „Tiger and Goat“ gespielt, noch einmal Fotos angeschaut und das halbe Jahr Revue passieren lassen – soviel erlebt, so viele Erfahrungen gemacht. Mit einer gewissen Wehmut haben wir heute die Sachen gepackt. Die letzten Tage gingen wie üblich so schnell dahin.

Doch was wäre eine Reise ohne das Nachhausekommen. Wir reisen sehr gern, kommen aber immer wieder gern in die Heimat zu all unseren Freunden.
Und mag uns auch die Wehmut gepackt haben beim Packen – wir freuen uns so sehr auf euch alle.

Ihr alle, die in den letzten Monaten unser Blog gelesen habt, von denen wir Feedback bekommen haben. Es ist schön zu wissen, dass es euch gibt. Morgen früh geht es los und dann ist unsere große Reise erst einmal zu Ende. Wir sehen uns bald!