Vergangene Woche hatten wir zum Abschluss der ersten Projektphase vorgeschlagen, dass wir als Dankeschön für die zwei anstrengenden Arbeitswochen gern etwas Privates mit allen Lehrern/innen nach der Schule machen wollen würden. Da einige Lehrer auch noch eine Farm führen und die Lehrerinnen die Familie versorgen, war uns klar, dass ein gemeinsames Treffen sicherlich nicht so einfach werden würde. Wie erwartet, wurde unser Vorschlag verhalten aufgenommen. Nach einer kurzen gemeinsamen Abstimmung favorisierten alle einen Ausflug zu einem Tempel, der sich 1 Stunden Busfahrt entfernt befindet. Das sei für alle machbar! Wir übergaben die Organisation in die Hände zweier Lehrer, da wir das Reiseziel ja nicht kannten. So sollte es nach dem Unterricht, 13:00 Uhr mit dem Schulbus los gehen. Wir würden unterwegs etwas essen und dann den Tempel besuchen.
Selbstverständlich ging die Fahrt nach indischem Zeitverständnis 13:00 Uhr los. Wir starteten 14:00 Uhr. Bis 13:20 Uhr musste noch eine Reifenpanne behoben werden und die restlichen Minuten vergingen halt auch noch, aus verschiedenen Gründen.
Mit uns im Bus saßen einige Schüler, die wir auf unserem Weg zum Tempel noch in ihren Heimatdörfern absetzten. Die Fahrt ging über Stock und Stein, in entlegenste Gegenden mit sehr karger Natur und weiten ausgetrockneten Flächen.

Unterwegs wurde dann nach ca. 1 Stunde eine kleine Rast in einem Dorf (max. 5 Häuser) eingelegt und frisches Wasser und Obst besorgt. Von einem Tempel jedoch weit und breit keine Spur. Im Bus war es stickig und staubig durch den heissen Fahrtwind, der durch die offene Tür und einige offene Fenster hereinkam.
Die Stimmung jedoch war grandios! Das hatten wir so auf keinen Fall erwartet. Alle scherzten, lachten und erzählten. Es wurde viel in Marathi gesprochen. Daher waren Thomas und ich manchmal etwas außen vor. Wir bekamen jedoch auch immer mal wieder eine Übersetzung, so wussten wir ansatzweise, worum es ging und hatten ebenfalls sehr viel Spaß.

Wir wurden, kaum dass wir im Bus saßen wieder aufgefordert, Fotos von Lotti und Leo und auch von allen anderen Familienangehörigen zu zeigen. Jeder Einzelne wird dann bestaunt und man muss genau berichten, was jeder macht bzw. wo derjenige lebt etc. Auch mein Foto im Sari wollen immer alle sehen! So verging die 2. Stunde im Schulbus und plötzlich, wie aus dem Nichts, war hinter blühenden Sträuchern und frischen grünen Bäumen der Tempel zu sehen. Wir waren sprachlos. Was für ein Unterschied zwischen der ländlichen kargen Umgebung und dem angelegten Tempelgarten. Alle waren begeistert! Es begann ein Fotoshooting, was auch allen sehr viel Spaß gemacht und viele schöne Motive hervorgebracht hat.

Auch diesmal durften wir als Fremde in den 1000 Jahre alten Tempel hinein, jedoch nur den Männern war es gestattet, in das „Allerheiligste“ einzutreten. Vorher mussten sich jedoch alle einer rituellen Reinigung (Hände und Füsse) unterziehen.

Nach jedem Gebet im Tempel wurde eine der zahlreichen, an Sticken im Raum hängenden Metallglocken per Hand angeschlagen. Und jede/r von uns bekam wieder den roten Punkt zwischen die Augenbrauen, als Zeichen der Segnung.
Wir picknickten im Tempelgarten das mitgebrachte Obst, kauften ein paar Kokusnüsse, die vor dem Tempel mit einer kleinen Zeremonie aufgeschlagen wurden.
Gestärkt und gesegnet begann die Rückfahrt auf einer anderen Strecke, so dass wir nicht mehr 2 Stunden unterwegs waren. 18:10 Uhr wurden wir an der Dorfstraße zu unserem Farmhaus abgesetzt. Was für ein schöner erlebnisreicher Tag!

Eine Antwort auf „“

  1. Liebe Sonja.
    Leider ist es ohne dich nicht so lustig, wie wenn Du hier bist.
    Ralf und Sirko versuchen es, auch wenn es manchmal Stress ist immer lustig zu bleiben und fröhlich.
    Mit herzlichen Grüßen
    Peter

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