Umzug

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“ Dieses beliebte Gedächtnisspiel haben wir am vergangenen Wochenende aufgegriffen, da wir für eine begrenzte Zeit in eine andere Wohngegend umgezogen sind. Dabei ist es egal, ob man für eine oder mehrere Wochen verreist oder halt umzieht, man benötigt genau so viele Dinge und muss ebenso (un)aufwendig packen.

Trauriger Weise haben wir vorher Freunde verabschiedet und zum Flughafen begleitet. Sie sind mit ihren Kindern für die Sommerferien nach Deutschland zurück geflogen und haben uns ihr Haus mit wunderschönem Garten überlassen. Erst im August sehen wir uns wieder, da die Schule nach dem Corona-Lockdown im September für die Kids wieder beginnt und die Schutzmaßnahmen dann hoffentlich weiter gelockert wurden.

Nun wohnen wir nur noch 20 Minuten fußläufig vom Kigali-City-Center entfernt. Was für eine Veränderung für mich im Alltag. Die zentrale Lage erleichtert doch so einiges. Der Stadtbezirk heißt Kiyovo und ist eine ruhige und sehr elitäre Wohngegend. Hier befinden sich viele Botschaften, große Hotels, riesige Villen von Geshäftsleuten und sogar das Anwesen des Präsidenten ist nur wenige Querstraßen von uns entfernt . Daher sind die Straßen befestigt, schlaglochrei aber oft auch menschenleer. Überall steht bewaffnete Polizei. Durch üppige, dichte grünen Hecken und meterhohe Mauern kann man nirgends einen Blick hineinwerfen. Aber es ist, wie gesagt ruhig und wir haben Internet sowie sauberes fließendes Wasser. Luxus, den wir wieder zu schätzen wissen.

Der Garten ist wirklich riesig und sehr schön angelegt. Es gibt einen kleinen Hühnerstall aus Lehmziegeln mit eierlegendem Federvieh und sogar Kücken, eine Feuer- und Grillstelle, eine junge, noch sehr verspielte Hündin und einen großen Gemüsegarten. Daher haben wir frische Kräuter, Tomaten, Zucchini, Kürbisse und Bohnen.

Um die Pflege des Gartens, die Gemüseernte, die Müllentsorgung, die Fütterung der Hühner und um die Versorgung der Hündin kümmert sich der auf dem Gelände wohnende einheimische Hausverwalter, Faustin. Diskret kümmert er sich um alle Verpflichtungen „seiner Herrschaft“. Das sind dann jetzt wir. Ein merkwürdiges Gefühl, auch weiterhin eigentlich nichts im Haushalt oder Garten machen zu müssen aber auch nicht zu dürfen. Bereits in unserer alten Wohngegend, außerhalb der City, ist es unüblich für Muzunguns häufig ohne Auto unterwegs zu sein und Besorgungen zu machen. Daher tuschelten die Einheimischen oft leise hinter mir „…walking Muzungu…“. In unserer neuen Gegend ist das fast unmöglich. Einen verständnislosen Blick und die Frage „Madam, you are footing to shop?“ (Madam, Sie gehen zu Fuß einkaufen?) drückt das komplette Unverständnis des helfenden Personals aus. Egal, da müssen jetzt alle Seiten durch! Wir werden uns schon noch aneinander gewöhnen.

Mal sehen, wie lange Thomas und ich dieses Umfeld genießen können oder ob es uns relativ schnell wieder in unsere ländliche Abgeschiedenheit mit Blick auf das nahegelegene Dorf zurücktreibt.

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