Sonnenschutzdach

Eine geeignete Sitzmöglichkeit während des 12-Stunden Dienstes für unsere Guards hatten wir bereits vor einigen Monaten geschaffen. Der Tisch- und Stuhlkauf waren seinerzeit ein nervenaufreibendes Abenteuer. Zu unserem großen Erstaunen wurde beides jedoch von allen Guards nicht so gern und regelmäßig genutzt, wie wir es erwartet hatten. Auf Nachfrage erklärten sie uns, der Stuhl sei unbequem und der Standort schlecht, da es kein Sonnenschutzdach gäbe. Hmmm! Letzteres konnte ich gut verstehen aber über die fehlende Bequemlichkeit des Stuhls war ich doch etwas verärgert. Schließlich hatte uns ein Guard beim Einkauf begleitet und mehrfach „Probe gesessen“. Eigentlich sollten die Guards ja auch im Gelände umherlaufen, am Tor Präsenz zeigen, lärmende Schülergruppen verscheuchen, bettelnde Passanten abwimmeln und nur ab und an bequem mit verschränkten Beinen im Schatten sitzen. Aber da trafen wohl wieder einmal unsere unterschiedlichen Vorstellungen aufeinander. Gesprochen hatten wir über dieses Thema schon einige Male.

Nun gut! Ein Sonnenschutz musste her, das war ganz klar und gleichzeitig ein Schutz vor Wind und leichtem Regen wäre auch nicht verkehrt. Also bräuchten wir doch nicht nur einen Sonnenschirm sondern eine nachhaltige aber einfache Konstruktion aus leichten Materialien.

Der Kostenvoranschlag von unserem Tischler des Vertrauens betrug 700 EUR! Äh? Wie war das? Hatte er sich in seiner WhatsApp Nachricht an uns vertippt? Ok, er korrigierte das Angebot tatsächlich noch einmal. Auf 520 EUR! Und ohne Fußbodenpodest könnten wir es auch für 450 EUR bekommen aber das sei nun sein letztes Angebot! Ja Wahnsinn! Wir bräuchten nur eine dicke Holzleiste und eine Metallstange als Ständerwerk. Der Rest der Konstruktion würde auf dem bereits vorhanden Zaun und einer seitlichen Wandabtrennung aufliegen. Dann noch ein paar Dachträger aus schmalen Holzleisten und ein darauf genageltes Wellblechdach…das alles sollte diesen Preis rechtfertigen? Das war doch wohl die Frechheit!

Wir fragten Florant, unseren Gärtner, ob er eine Idee für unser Problem habe. Klar, hatte er, und er war mega froh über die Aussicht, sich etwas dazuverdienen zu können. In seiner Nachtschicht als Guard setzte er sich sofort hin und zeichnete seine Idee auf ein Stück Papier. Am nächsten Morgen präsentierte er Thomas stolz sein Modell. Einfach und funktional. Gemeinsam planten die Männer nun das benötigte Material: etliche Holzbretter, ein dickerer Holzbalken, eine Metallstange, die im Boden einbetoniert werden sollte, Wellblechbahnen, Schrauben, Nägel und grüne Farbe für einen frischen Anstrich. Am nächsten Tag würden beide in den „Baumarkt“ fahren, um einzukaufen. Mit dem Maßnehmen haperte es ein wenig, so dass Thomas mehrfach korrigierend eingreifen musste aber die Freude am Werkeln war Florant anzusehen.

Bevor es jedoch richtig los gehen würde, brauchten wir noch die „Baugenehmigung“ von einer lokal zuständigen Administration. Darauf hatte uns unser Nachbar Etienne hingewiesen, und er wollte sich auch gleich darum kümmern. Ein Anruf genügte und er gab uns grünes Licht für eine „Leichtbauweise ohne gebrannte Ziegel“.

Am nächsten Tag sägte, hämmerte und schraubte Florant. Der diensthabende Tages-Guard half ebenfalls mit. Auch er war sichtlich erfreut darüber, mal etwas Abwechslung im Wachschutz-Arbeitsalltag zu haben. Manchmal sprang Thomas jedoch erschrocken von seinem Schreibtisch auf und rannte nach draußen, zückte die Wasserwaage und half, alles ins Lot zu bringen und auf das eine oder andere „Bauhindernis“ aufmerksam zu machen. Doch alles in allem lief es richtig gut und wir waren sehr zufrieden. Auch Thomas schien erfreut darüber, in kurzer Zeit mal ein sichtbares Ergebnis mit relativ geringem Aufwand hervorgebracht zu haben. Kosten: 194 EUR!

Nun sind alle Guards zufrieden. Sie sitzen bei Sonne im Schatten und bei Regen im Trockenen aber immer an der frischen Luft. Das kleine Räumchen hinter unserem Haus nutzen sie nur noch zum Umziehen. Ab und an bekommen sie von mir auch noch einen Tee mit Milch und Keksen gereicht und fühlen sich dadurch bei uns schon sehr wohl. So soll es sein!

Da Florant so hoch motiviert war, haben wir auch gleich noch drei Hochbeete hinter dem Haus für unsere Kräuter und die Tomaten sowie einen Blumentopf von ihm gezimmert bekommen.

Wir hoffen doch sehr, dass sich unser Vermieter und auch unsere potentiellen zukünftigen Nachmieter (das dauert aber noch ein wenig) auch darüber freuen und die „Einbauten“ übernehmen werden.

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