privater Umuganda

Am 29.02. war es wieder einmal soweit, der monatliche Umuganda stand an und wir hatten unseren ganzen Tag darauf ausgerichtet. Vor 12 Uhr darf sich am letzten Samstag im Monat kein Einheimischer auf die Straße wagen, da die Gefahr besteht, von der Polizei angehalten und wegen fehlender Teilnahme am „Umuganda“ befragt zu werden. Bußgeld 5000 RWF = 5 EUR.

Am Abend vorher, wir waren gerade mit Freunden im „Casa Keza“, einem spanischen Tapas-Restaurant, erhielt Thomas per SMS eine weitergeleitete Nachricht vom Ministerium. Es war ein förmliches Anschreiben, in dem
mitgeteilt wurde, dass der öffentliche Umuganda am nächsten Tag (vermutlich wegen des
Corona-Virus) offiziell abgesagt wird. Jeder solle in seinem privaten Wohnbereich sauber machen. Das ist kein Witz! Das Anschreiben haben wir uns teilweise übersetzten lassen.
Innerhalb kürzester Zeit schienen alle im Land informiert zu sein. Die Sozialen Medien überschlugen sich, Twitter Nachrichten blinkten, WhatsApp-Gruppen chatteten und wir
Muzungus verstanden die Welt nicht mehr. Was sollte man dazu sagen? Zuerst waren wir ungläubig-erstaunt und dann amüsiert über diese Nachricht. Wann wird man schon mal von einem Ministerium aufgefordert, seine Wohnung gründlich sauber zu machen? Das ist und bleibt einmalig!
Da gerade einen Tag vorher unsere Haushaltshilfe im Einsatz war, konnte ich die Aufforderung ganz ohne schlechtes Gewissen ignorieren. Selbstverständlich hatte ich trotz ihres Einsatzes mit deutscher Gründlichkeit noch einmal „nachgearbeitet“ und war nun sehr zufrieden mit meiner privaten Haushaltshygiene.

Am Samstagmorgen wollte Thomas trotzdem einen kleinen Arbeitseinsatz mit mir starten. Auf unserer Straße vorm Haus ist eine kleine „Brücke“, die durch die starken Regenfälle und durch die Straßenbaufahrzeuge stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Täglich liefen wir und auch unsere Nachbarn also Gefahr, mit den Autos in einem 1 Meter tiefen Graben steckenzubleiben, falls die Brücke komplett zusammenbrechen würde.

Wir hatten gerade unsere Arbeitssachen angezogen und standen vor unserem
Haus als zwei Nachbarn vorbei spazierten. Sie waren  vom Frühsport (10 km Walking) zurück und wollten nun im Anschluss die kleine Brücke reparieren. So starteten wir unseren ersten privaten Umuganda und hatten viel Spaß am gemeinsamen Sägen, Hämmern, Schieben und Graben.
Selbstverständlich mussten Fotos gemacht und an die staatlichen Organisationen sowie die
Umudugudu-Ortsgruppe verschickt werden. Das nennt sich nachhaltige internationale Entwicklungszusammenarbeit auf höchstem Niveau. Danke, dass wir das erfahren durften!

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