Mein Alltag

Die Zeit am Tag vergeht. Manchmal weiß ich gar nicht, wie sie so schnell vergangen ist. Daher auch für mich eine kleine Rekapitulation:

Pünktlich 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Schließich muss wenigstens einer in der Familie arbeiten. Ich bin es nicht! Trotzdem stehe ich mit auf und setze in der Küche auf dem Gasherd mit einem Wasserkessel das Kaffeewasser an. Wenn der Kessel pfeifft und der Kaffee gebrüht ist, haben Thomas und ich ca. 40 gemeinsame Minuten. Wir besprechen die Tagesplanung oder machen uns schon Gedanken fürs Wochenende. 7:30 Uhr ist dann für Thomas Aufbruch ins Büro. Dazu nutzt er bei schönem Wetter das Motorrad und in der Regenzeit fährt er mit unserem klapprigen Land Rover.

Seit ich in Kigali bin, habe ich mich wieder stärker mit Yoga angefreundet. Da ich nicht mehr in dem Umfang wie bisher gewohnt, unterwegs bin, tut etwas mehr gezielte Bewegung ganz gut. Also hatte ich gleich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft eine Yogamatte gekauft. Täglich gegen 8:00 Uhr rolle ich diese nun aus und beginne ganz aktiv und sportlich meinen Tag. Dazu rufe ich mir Übungsvideos über YouTube auf, die ich anfänglich nach der Laufzeit ausgewählt habe. Ich hatte keine Ahnung, was die unterschiedlichen Yoga-Arten beinhalten. Mal war es mehr Ohhm und mal krasse Akrobatik mit Dehnungen vom Feinsten. Das geht für mich beides (noch) nicht und daher musste ich die Suche schon etwas intensivieren. Nun habe ich Vinyasa-Flow-Yoga gefunden. Das passt generell ganz gut, selbstverständlich auch hier mal mehr und mal weniger, denn der „Flow“ kann schon ganz schön anstrengend sein mit seinen „herabschauenden einbeinigen Hunden“ und halben Schildkröten“ aber auch „Bäume“ und „Tauben“ sind nicht ganz ohne! Dabei sollte man auch immer noch im passenden Rhythmus atmen, so dass der Flow auch richtig zur (Aus) Wirkung kommt. Na ja, Übung macht die Meisterin. Ich bleibe dran und merke schon jetzt, wie mir die Übungen auf alle Fälle gut tun!

Bei alledem habe ich einen gigantischen Ausblick über das Nachbardorf. Der entschädigt manchmal für die eine oder andere Schweißperle. Außerdem gibt es im Anschluss zur Belohnung einen gesunden und frisch zubereiteten Smoothie. Das hat Lotti immer übernommen. Gestern ist sie wieder nach Berlin zurückgeflogen und nun fehlt mir nicht nur der grüne Smoothie!

Nachdem alle Gelenke gelockert und die Sehnen gedehnt sind, beginne ich mit der Hausarbeit. Obwohl wir zweimal wöchentlich eine Haushaltshilfe für ein paar Stunden haben, bleibt noch ausreichend zu tun. Das liegt unter anderem auch daran, dass gerade um unser Haus herum alle Straßen und Wege aufgerissen sind, in der Absicht, sie zu begradigt oder zu befestigen. Das bedeutet jedoch erst einmal nur Baulärm, Sand und Staub oder bei Regen mehr Schlamm und größere Pfützen!

Auch ein Einkauf steht einmal in der Woche an. Dann laufe ich wahlweise ca. 1 Stunde bis zu einem der stadtbekannten „Simba Supermärkte“ oder 1,5 Stunden zum Expat-Supermarkt „Frulep“. Sofern ich noch Wasserkanister oder mal eine neue Gas-Kartusche besorgen muss, brauche ich das Auto aber auch nur für eine kurze 15 Minuten Fahrt an die übernächste Straßenecke zum Händler unseres Vertrauens.

Unterdessen habe ich auch ein Stammcafé. Das „Lamane“ ist eine Bäckerei und liegt ca. 45 Minuten zu Fuß von unserem Haus entfernt und auch gleich neben einem kleinen Reinigungsservice. Dorthin bringe ich die Business-Sachen von Thomas und verbinde so das Angenehme mit dem Nützlichen! Ein leckerer afrikanischer Kaffee geht immer!

An manchen Tagen folgt dann am Nachmittag der Gang ins Fitness-Studio oder ich sitze über der Literatur meines Fernstudiums oder brüte über den Prüfungsaufgaben. Leider ist mein Tolino-Reader gleich in der ersten Woche kaputt gegangen, so dass ich aktuell keine erbauliche Urlaubslektüre auf der Terrasse schmökern kann. Nach Weihnachten wird sich das auf alle Fälle ändern, denn dann nehmen wir das Ersatzgerät (Garantie hat noch bestanden) wieder mit nach Kigali.

Selbstverständlich wird im Tagesverlauf auch das gemeinsame Abendessen
vorbereitet. Dazu konnte ich in den letzten Wochen den eigenen grünen Salat und unterdessen die ersten Tomaten im Garten pflücken. Alles andere an Obst und Gemüse kaufen wir im Supermarkt oder manchmal auch auf dem lokalen Markt gleich um die Ecke.

Basilikum-Öl mit Knoblauch und Gewürzen können wir auch selbst hergestellt, da wir nun auch frischen Koriander, Spinat, Basilikum und Petersilie im Garten haben. Der Weißkohl ist leider nicht so gut gewachsen. Nur wenige Kohlköpfe konnten wir bisher ernten und zubereiten. Unser Gärtner hat die zweite Bepflanzung vorgenommen und Karotten, Paprika und erneut grünen Salat gesät. Ich bin gespannt, wann da die ersten sichtbaren Ergebnisse kommen.

Zwischen 18:30 und 19:00 Uhr kommt Thomas nach Hause. Dann werten wir die kulturellen Besonderheiten im Arbeitsleben aus, planen unsere Wochenendausflüge, Treffen mit Kollegen und Freunden oder schauen Nachrichten und Videos. Zuletzt haben wir „Hotel Rwanda“ gesehen, einen authentischen Film über die furchtbaren Ereignisse 1994. Das Hotel ist in Kigali sogar wieder in Betrieb und wir sind in der Innenstadt schon das eine oder andere Mal daran vorbei gefahren. Unvorstellbar, was da passiert ist! Dienstags ist im „Goethe-Institut“ in der Innenstadt Filmabend. Es werden Deutsche Filme mit Untertiteln gezeigt, so dass sich ein buntgemischtes Publikum einfindet. Bisher haben wir das Angebot dreimal genutzt. Derzeit laufen spezielle Filme, die sich mit der Deutschen Wiedervereinigung, dem Mauerfall etc. beschäftigen. Alles anlässlich unseres Nationalfeiertages im Oktober!

Und so vergeht halt die Zeit. Mal spüre ich mehr von dem fehlenden Arbeitsleben und mal ist der Tag gut ausgefüllt und ich bin zufrieden. Ab und an übernehme ich ja auch Beratungstätigkeit für Projekte oder bereite den zweiten Teil des Inklusions-Hackathons vor.
Somit entdecke ich nicht nur sportlich Neues sondern auch inhaltlich. Mit der Länge unseres Aufenthaltes wird sich zeigen, ob die bisherige Beschäftigung ausreichend für mich ist oder ob ich mich doch noch einmal anderweitig umschauen muss. Bis Weihnachten bin ich bestimmt noch gut versorgt. Jetzt fliegen wir erst einmal eine Woche nach Indien und besuchen unsere Gastfamilie mit ihrem zweiten neugeborenen Stammhalter. Ich werde später berichten.

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