Nun sind wir eine Woche in Indien und Magen und Darm sind (noch) in Ordnung. Während wir in Mumbai noch relativ milde Gerichte bekommen haben, nimmt die Schärfe jetzt von Tag zu Tag zu. Unser Besucherbonus scheint aufgebraucht, wir sind in die Familie aufgenommen und bekommen „keine extra Wurst gebraten“ und das im wahrsten Sinne. Die Schwiegertochter bekocht alle und muss daher früh als Erste aufstehen (4:30), da die Männer aufs Feld und zu den Tieren müssen. Sofern es dann der unterschiedliche Arbeitsalltag in der Landwirtschaft und in der Schule zulässt, essen wir gemeinsam mit der Familie. Morgens gibt es Grieß oder Reis mit gerösteten Erdnüssen, Koriander und zahlreichen anderen Gewürzen.

Wasser gibt es zu den Mahlzeiten offiziell nicht. Wir brauchen das jedoch, schon wegen der zu erwartenden Hitze. Ansonsten wird immer nur ca. eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken, da bekommen alle gesüßten Schwarztee mit Milch.
Mittagessen entfällt für uns aufgrund der Hitze. Wir bekommen ohnehin keinen Bissen runter und trinken literweise Wasser. Zu Hause schaffe ich es oft nicht einmal, einen Liter zu trinken aber hier kann es nicht genug sein!
Das Abendessen wird für jeden auf einem kleinen runden Tablett mit einem etwas höherem Rand serviert. Darauf stehen zwei bis drei winzige Schüsseln, in denen sich eine Sauce, gedünstetes Gemüse oder ein Curry befinden. Alles unterschiedlich scharf. Außerdem sind auf dem Tablett Chapati (Fladenbrot) und verschiedene kleine, ebenfalls sehr unterschiedlich scharfe Gewürzhäufchen angerichtet. Alles wird irgendwie mit den Inhalten der kleinen Schüsseln „vermanscht“. Man hat darauf zu achten, nur und ausschließlich die rechte Hand zu benutzen. Ich schaffe das bisher nicht und muss nach einem Löffel fragen. Das trägt oft zur Belustigung aller bei. Thomas isst fast wie ein Einheimischer und bekommt daher auch schneller immer wieder Nachschlag. Ich versuche das „Fingerfood“, nutze jedoch irgendwann immer den Löffel.
Die Lebensmittel für die Mahlzeiten kommen alle aus Eigenanbau und sind absolut biologisch. Was nicht auf natürliche Art und Weise wächst, gibt es nicht. Somit ist die Vielfalt auf dem Land, im Gegensatz zu Mumbai, doch sehr eingeschränkt. Aber alles ist immer richtig lecker und nicht nur salzig sondern phantastisch gewürzt. Auch hier bleibt abzuwarten, wie ich das in einigen Wochen oder gar Monaten einschätze.

Um unsere Gastfamilie zu unterstützen, waren wir am Spätnachmittag mit dem Motorrad auf einem lokalen Lebensmittelmarkt ca. 30 Minuten von unserem Farmhaus entfernt. Der Geruch auf dem Markt… unbeschreiblich! Fisch und Fleisch auf engstem Raum bei Temperaturen von immer noch 30 Grad.
Wir wollten Hühnchenfleisch kaufen, da sich das die Familie nicht leisten kann. Sofort bekamen wir ein lebendes Huhn angeboten aber was sollten wir damit auf dem Motorrad. Also wurde fix ein herumhängendes, ausgenommenes blutiges Huhn in kleine Einzelteile zerhackt und in eine Plastiktüte gestopft. Ich bin nur nicht zusammengebrochen, da ich durch meinen Schnupfen starkes Eukalyptusöl unter der Nase hatte, das war meine Rettung!
Außerdem wollten wir auch noch Obst, Gemüse und Wasser kaufen. Alles haben wir bekommen und um den Preis gefeilscht, wie die Profis. Zum Schluss hatten wir von allem und so viel, dass der Rücktransport mit 10 Liter Wasserflaschen und einem vollen Rucksack auf dem Rücken eine kleine Herausforderung war.
Bin gespannt, wie weitere Einkäufe ablaufen und ob ich mich auch daran gewöhnen werde.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.