Buschfeuer

Am Eingang des Akagera Nationalparks haben wir für dreimal Eintritt, eine Zeltplatzübernachtung für drei Personen und unseren Land Rover 190 EUR bezahlt. Ein stolzer Preis, der sich hoffentlich lohnen wird. Wir müssen uns mit Passnummer, Autokennzeichen und Handynummer in einer handschriftlichen Liste registrieren, um im Notfall in der Wildnis gesucht werden zu können. Ob das dann auch funktioniert? Nur nicht darüber nachdenken!
Im Kofferraum haben wir einen 20 Liter-Kanister Wasser, eine Tasche mit Essen und unsere Campingsachen und auf geht´s in die Wildnis. Spätestens 17 Uhr wollen wir den Zeltplatz in der Mitte des Nationalparks erreicht haben, da wir noch bei Tageslicht das Zelt aufstellen wollen. Ab 18 Uhr wird es schlagartig dunkel und eine Wegbeleuchtung wird es in der Wildnis wohl kaum geben.

Unterwegs sehen wir zahlreiche Affen: Paviane und Makaken, die in Gruppen gemütlich am Wegesrand sitzen und immer irgendetwas knabbern. Auch unterschiedliche Antilopenarten können wir in Rudeln beobachten. Einzelne Tiere stehen nur wenige Meter neben uns und schauen uns direkt an. Es ist fast unheimlich! Zebraherden galoppieren neben unserem Land Rover her. Büffel überqueren langsam den Weg, bleiben am Rand stehen und schauen etwas bedrohlich zu uns herüber. Wir können sie atmen und schnauben hören. Der Anblick erinnert ein wenig an die Fabelwesen in den Kampfszenen aus „Herr der Ringe“.

Wir fahren vom Hauptweg ab in einen Seitenrundweg und kommen an einen See. Dort sehen wir zu meiner großen Freude badende Nilpferde aber auch eine Krokodil-Familie, die sich in der Sonne ausruht. Zu unserer großen Überraschung steht wenig später plötzlich eine Giraffe am Wegesrand, zupft lässig die wenigen Blätter von den trockenen Sträuchern und lässt sich gar nicht bei ihrer Brotzeit stören. Das Highlight des Tages für uns!

Nun fahren wir zufrieden weiter und wollen langsam in Richtung Zeltplatz. Einen Rundweg wollen wir noch fahren. In der Ferne sehen wir Rauch aufsteigen, Buschfeuer brennen und je weiter wir fahren, umso näher kommen wir dem Feuer. Es riecht verbrannt, Ascheflocken tanzen in der Luft und sinken langsam auf das Grasland. Plötzlich registrieren wir, dass wir unmittelbar an dem Buschfeuer vorbeifahren müssen, unser eingeschlagener Weg führt uns direkt daran vorbei und immer weiter durch dichtes Gras, Schilf und niedrige Sträucher. Unterdessen ist der Weg, sofern man davon überhaupt noch reden kann, so eng, dass wir die heruntergelassenen Fenster schließen müssen, um nicht von Ästen oder Dornensträuchern zerkratzt zu werden. Bremsen haben sich ins Auto eingeschlichen und stören uns massiv. Der Weg wird immer enger, das Gras in der Mitte der Spurrinne dichter und plötzlich ist Schluss! Der Weg bzw. die sichtbare Spur sind weg, wir erkennen nichts mehr. Um uns herum Dickicht! Thomas wendet mühsam den Land Rover und aus dem Auto heraus suchen wir die Umgebung ab. Aussteigen ist streng verboten! Schlangen und was auch sonst noch für Gefahren im dichten krautigen Bewuchs lauern können! Nur ansatzweise erahnen wir in heruntergetretenen Gräsern eine Spur und folgen ihr. Doch auch diese führt nicht auf einen richtigen Weg. Wir haben uns verfahren. Eine Navigation mit dem Handy ist nicht möglich, da kein Empfang gegeben ist. Orientierung ist also nur nach Himmelsrichtung möglich! Wo sind wir gerade hergekommen? Wo steht die Sonne? Wo liegt unser Zeltplatz und wo müssen wir dann hin? Der Rauch des Buschfeuers und ein Elektromast sind unsere einzigen Orientierungspunkte. Doch wir finden einfach keinen Weg und so entschliessen wir uns, zurückzufahren. Müssen allerdings erneut an dem Feuer vorbei und hoffen, dass es sich nicht so stark und schnell ausgebreitet hat, dass unser Rückweg abgeschnitten ist. Jetzt nur keine Panik! Schauen, ob wir einen Strauch oder einen markanten Baumstamm wiedererkennen. Sind wir an diesem Stein vorbeigekommen? Der blühende Strauch kommt mir bekannt vor…hier dann nach rechts, oder links? Thomas ist in solchen Dingen ganz ausgezeichnet. Orientierungskünstler und Erinnerungsweltmeister! Gott sei Dank! Das Buschfeuer ist ganz nah vor uns aber schon wesentlich dichter als auf dem Hinweg. Wir können jedoch noch gut passieren und erreichen nach einer gefühlten Ewigkeit den Hauptweg. Geschafft!
Erleichterung! Dämmerung setzt ein, es ist 16:30 Uhr aber wir sind nun auf dem richtigen Weg zu unserem Zeltplatz. Was für ein Offroadabenteuer!

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