Auf den Hund gekommen

Ich gehöre zu den Menschen, die Hunde lieber mögen als Katzen. Warum, dass kann ich nicht so genau sagen. Es ist einfach so! Schon lange trage ich mich mit dem Gedanken, mir selbst einen Hund anzuschaffen. Ein Grundstück haben wir und die Hundeschule ist in Friedrichshagen auch nicht weit davon untfernt. Aber die Entscheidung für ein Haustier will weise und wohl überlegt getroffen werden. Schließlich hat so eine tierische Beziehung weitreichende Auswirkungen und Konsequenzen.

Das kann ich seit drei Wochen nunmehr gleich praktisch im Alltag erfahren. Mit unserem vorübergehenden Umzug in das Haus von Freunden, haben wir auch eine einjährige Hündin, um die wir bzw. ich mich kümmere, übernommen. Sie ist noch sehr verspielt, möchte bereits früh ab 6:00 Uhr im Garten toben aber da schauen Thomas und ich noch ganz verschlafen aus der Wäsche.

Unterdessen habe ich mich allerdings daran gewöhnt, beim ersten kleinen Jauler aufzustehen und Solange, so der Name der Hundedame, in den Garten zur Morgentoilette zu entlassen. Dann wird frisches Wasser und Trockenfutter bereitgestellt und erst danach ist Zeit für das eigene Kaffeewasser und meinen Mann. So ändern sich die Prioritäten (manchmal zum Leidwesen anderer :-)!

Tagsüber steht dann auch ein ausgiebiger Spaziergang mit Solange auf dem Plan und den sollte ich auf keinen Fall vergessen denn sonst wird gequengelt, bis ich mich von meinem Platz erhebe und das Notebook zuklappe. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob Solange wirklich eine Hündin ist. Sie ist dermaßen verschmust und kuschelt wahnsinnig gern. Bereits beim Frühstückskaffee im Liegestuhl auf der Terrasse springt sie zu mir auf den Schoß, schaut mich mit den sprichwörtlichen großen Hundeaugen an und legt ihren Kopf auf meinen Arm. Bitte kraulen, heißt es dann und der Kopf wird noch um einige Zentimeter in die Höhe gereckt.

Ich glaube, wir sind beide froh darüber, dass wir uns in der aktuellen Situation gefunden haben. Solange ist allein und vermisst ihre Besitzer-Familie und ich vermisse meine umfangreiche externe Tagesstruktur. Jede von uns erfüllt für die andere eine Aufgabe. Wir sind uns in der Tat Alltagsgefährtinnen und kümmern uns gegenseitig liebevoll umeinander. Das hat mich auf alle Fälle vor dem „Absturz“ in die inhaltslose coronabedingte Einsamkeit gerettet.

Jetzt kann ich auch viel besser verstehen, weshalb Hunde- und Katzenbesitzer manchmal „komisch“ auf mich wirkten und mit ihren Tieren zu verschmelzen schienen. Es entsteht eine ganz intensive Bindung und man wird Teil einer Familie.

Allerdings ist auch ganz klar, dass wir bei unseren Unternehmungen nun auch Solange berücksichtigen müssen. In Ruanda ist es nicht üblich, Hunde in Restaurants, Biergärten (gibt es ohnehin nicht), Cafés oder auf Reisen mitzunehmen. Einen Hund vor einem Geschäft anbinden und warten lassen, geht auf gar keinen Fall. Auch im allgemeinen Stadtbild sind Hunde sehr selten. Entgegenkommende Passanten weichen, sobald sie mich sehen, in respektvollem Abstand aus. Die täglichen Spaziergänge finden also nicht unbedingt eingebunden in meine Alltagsaktivitäten statt, sondern zu separaten Tageszeiten.

Planen wir einen Wochenendausflug, bitten wir einen der objekteigenen Security-Guards, sich um Solange zu kümmern. Er füttert sie dann und geht mit ihr spazieren. Dieser Guard ist jedoch gerada für drei Wochen auf „Heimaturlaub“, da er seine Familie coronabedingt seit März nicht mehr gesehen hat. Es muss also anderweitig sichergestellt sein, dass irgendeine bekannte Person für sie da ist. Das bringt eine gewisse Abhängigkeit mit sich, der man sich stellen muss. Alles in allem jedoch eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte!

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