Abenteuer Rwenzori

Die Anfahrt zum Ruwenzori Gebirge erfolgte auf einer grauenhaften off road Piste, die geradewegs durch den „Queen Elisabeth National Park“ führte. Wir brauchten keine Safari zu buchen sondern sahen bereits unterwegs badende Nilpferde und mittagshungrige Elefanten.

Während der langen Autofahrt diskutierten Thomas und ich immer wieder, ob wir tatsächlich eine erneute Bergwanderung wagen sollten. Bei einem lokalen Tourenanbieter konnte man verschiedene Optionen (Höhe des Aufstiegs und Tage) im Rwenzori buchen. Um jedoch die seltenen Lobelin in offener Moorlandschaft zu sehen, würden wir erneut bis auf 3500 Meter aufsteigen müssen. Dafür waren zwei professionelle Trekkingguides, die Essensversorgung transportiert in Jutesäcken von vier Trägern sowie der Eintritt in den „Rwenzori Mountain National Park“ in der von uns favorisierten 3-Tagestour eingeplant und eingepreist.

Mein Knie war nach zwei Tagen Pause unterdessen wieder beschwerdefrei, doch ich war verunsichert. Und einmal im Gebirge, gab es keine Chance zum unkomplizierten Abstieg, sollte mein Knie erneut der Belastung nicht gewachsen sein. Wie sollten wir uns entscheiden?

Unser Ausgangspunkt war Kasese, ein winziges Bergdorf. 2016 wurde es leider durch gigantische Regenfälle und dramatische Fluten fast komplett zerstört. Die Schäden an den Gebäuden und an der Infrastruktur sind heute noch sichtbar und zeigen erschreckend deutlich das Ausmass der Zerstörung durch die regelmäßig tobenden Naturgewalten.

Im Kasese Camp angekommen, liessen wir uns umfassend vom „Ruwenzori Trekking Services“ (RTS) beraten. Der Besitzer ist ein fast 70-jähriger rüstiger Australier, der als Soldat die Genozid -Tragödie 1994 in Rwanda live miterlebt hatte. Danach liess er sich in Uganda nieder. 14 Jahre hat er auf die Genehmigung zur Eröffnung seines Trekking-Businesses im Rwenzori gewartet und diesbezüglich mit der Regierung verhandelt. Sein Unternehmen arbeitet unterdessen mit zahlreichen lokalen jungen Frauen und Männern zusammen und ist höchst professionell aufgezogen. Die Wege werden durch sein Team regelmäßig freigelegt, begradigt und neue Holzleitern für den Aufstieg installiert. Auch erste Berghütten nach „Alpen-Verein-Standard“ hat er mit seinen Jungs gebaut. Die Bergführer sind alle von internationalen Trekking-Profis geschult und kennen sich nicht nur im Gelände, mit Flora und Fauna sondern auch mit Evakuierungsmaßnahmen in den schneebedeckten Höhenlagen in 5000 Metern aus. Also waren wir wohl in den besten Händen!

Trotzdem schauten wir unzählige Male auf die Tourenkarte und konnten uns nicht entscheiden. Doch letztendlich unterzeichneten wir den Vertrag, in dem die Kosten für eine evtl. erforderliche Notfallversorgung aufgelistet waren und persönliche Anamnesedaten erhoben wurden. Verhalten freute ich mich auf den Start am nächsten Tag.

Die 3-Tagestour würde am Eingang des National Parks in 1700 Meter Höhe beginnen und uns über das Sine Camp (2598 Meter) zum Kalalama Camp (1. Übernachtung in 3134 Metern ) führen. Ein Aufstieg von insgesamt 1434 Metern war somit unser Tagesziel. Am nächsten Tag war der Aufstieg zur Chengora Höhe (Garten der Lobelien in 3427 Metern) geplant. Danach würde es über das Samalira Camp (3170 Meter) bereits wieder abwärts zum Forest View Hut (2. Übernachtung in 2580 Metern) gehen. Von dort erfolgte am dritten Tag der komplette Abstieg auf das Ausgansniveau. Ich müsste also am letzten Tag 860 Meter Abstieg bewältigen. Das würde für mich, je nach Profil des Abstiegs, erneut die größte Herausforderung!

Doch wir hatten uns richtig entschieden! „Rwenzori“ bedeutet in einer einheimischen Stammessprache zwar „Regenmacher“. Doch uns waren erstaunlicherweise drei Tage ohne den in den Bergen so bekannten schnellen Wetterwechsel mit Regen und Sturm vergönnt. Tagsüber hatten wir strahlenden Sonnenschein und dadurch bedingt phantastische Ausblicke. Erneut durchwanderten wir drei sehr unterschiedliche Vegetationszonen: tropischer Feuchtwald (Regenwal), Baumheidezone und das einmalige Hochmoor mit den überaus seltenen Riesenlobelien, umgeben von einem dichten Teppich aus Moosen und Flechten.

Mein Knie hielt die Belastung bis genau eine Stunde vor Erreichen des Ausgangspunktes ganz wunderbar durch. Mit Hilfe einer Ibuprofen 400 und meiner bereits einsatzerprobten Kniebandage schaffte ich den kleinen Rest der Tour dann auch noch schmerzfrei.

Der Rwenzori gilt übrigens als vegetationsdichtestes Gebiet auf der Erde. Das können wir nach diesen einmaligen Eindrücken auf unserer 3-Tagestour nur bestätigen.

Zum Abschied noch ein Gruppenfoto mit allen, die uns auf dieser Tour begleitet haben. Danke für euren Support, die zahlreichen Geschichten und Mythen über Land und Leute sowie das leckere Essen. Wir sind schwer begeistert!

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